Ohrenschmerzen: Finger weg von Wattestäbchen
Ob stechend, brummend oder drückend: Ohrenschmerzen haben viele Gesichter und gehören zu den unangenehmsten Beschwerden für Patient:innen in der Apotheke. Wir frischen dein Beratungswissen rund um Ohrenschmerzen auf.
Unter den Begriff Ohrenschmerzen fallen Schmerzen rund um den Ohrbereich, genau im äußeren Ohr, Mittel- und Innenohr sowie der Ohrmuschel. Sie können einseitig oder auf beiden Ohren auftreten. Betroffene verspüren dabei einen drückenden, klopfenden, stechenden oder dumpfen Schmerz, meist begleitet von Ohrgeräuschen. Hinzu kommen oft ein Fremdkörpergefühl, Schwindel und Hörverlust.
Das sind die Auslöser
Ohrenschmerzen können verschiedene Ursachen haben. Zu den häufigsten gehören Erkrankungen rund um den Ohrbereich:
- Gehörgangentzündung: Eine Otitis externa wird oftmals durch Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus aureus oder auch Escherichia coli ausgelöst, wenn die natürliche Schutzbarriere gestört ist. Die Folgen sind Juckreiz, Schmerzen, Schwellung, Rötung, Ausfluss und Hörverlust.
- Mittelohrentzündung: Viren oder Bakterien können eine Mittelohrentzündung verursachen, die oftmals im Zusammenhang mit Erkältungen, Grippeerkrankungen und Allergien auftritt. Der Grund: Erreger aus dem Nasen-Rachen-Raum werden verschleppt und setzen sich im Mittelohr fest, wo sich die Schleimhaut entzündet. Ohrenschmerzen und ein gewölbtes Trommelfell gehören zu den häufigsten Symptomen, bei Kindern auch Übelkeit, Fieber und Erbrechen. Oftmals kommt es auch zu einer Infektion des Trommelfells.
- Herpes zoster oticus: Eine Gürtelrose kann auch im Ohrbereich auftreten, wenn das im Körper befindliche Herpes-zoster-Virus im 7. (Gesichts-) und 8. Hirnnerv reaktiviert wird. Symptome können neben Ohrenschmerzen und Schwindel auch flüssigkeitsgefüllte Bläschen an der Außenseite des Ohrs und im Gehörgang sowie Hörverlust sein.
- Verletzungen: Kommt es im Ohrbereich zu Verletzungen – beispielsweise durch Fremdkörper wie Wattestäbchen und Co. –, sind nicht nur Schmerzen die Folge, sondern auch Krankheitserreger haben leichtes Spiel und können für Entzündungen sorgen.
- Barotrauma: Treten im Ohrraum Luftdruckunterschiede auf, vor allem beim Tauchen oder im Flugzeug, kann es zu einem Trommelfellriss kommen, der zu starken Schmerzen, Schwindel und Tinitus führen kann.
- Mandelentzündung, Sinusitis, Mumps und Co.: Erkrankungen im Nasen-Rachen-Hals-Bereich können ebenfalls zu Ohrenschmerzen führen.
Daneben können auch psychische Ursachen sowie Funktionsstörungen der Halswirbelsäule als Auslöser für Ohrenschmerzen fungieren.
Ohrenschmerzen: So wird behandelt
Die genaue Ursache für die Ohrenschmerzen sollte stets ärztlich abgeklärt werden. Je nach Diagnose und Schwere der Erkrankung kommen unterschiedliche Arzneimittel zum Einsatz. In der Regel wird mit Analgetika zur Schmerzlinderung sowie abschwellenden Nasentropfen oder -sprays, um die Belüftung im Ohrraum zu unterstützen, behandelt. Auch antibiotische Ohrentropfen oder -salben werden mitunter verordnet. Verwendet werden Zubereitungen mit Ciprofloxacin, Ofloxacin oder Neomycin/Polymyxin. Vor allem bei Herpes-Infektionen wird außerdem auf Virostatika gesetzt. Auch eine orale Antibiose kann angezeigt sein.
Vorbeugen ist besser als nachsorgen
Damit es erst gar nicht so weit kommt, sollten Patient:innen auf die richtige Prophylaxe hingewiesen werden: Finger weg von Wattestäbchen. Der Gehörgang besitzt eine Selbstreinigungsfunktion, sodass lediglich die Ohrmuschel mit einem Tuch von Schmutz und Co. befreit werden sollte. Fremdkörper wie Wattestäbchen und Co. haben im Ohr dagegen nichts zu suchen. Auch Ohrstöpsel als Lärmschutz sollten nicht zu tief in den Gehörgang eingeführt werden, um Verletzungen zu vermeiden. Nach dem Schwimmen sollten die Ohren vorsichtig mit einem Tuch trocken getupft werden, um Wasseransammlungen und so die Ausbreitung von Keimen zu vermeiden.
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