Die geplanten Sparmaßnahmen werden heftig diskutiert und auch die Apothekengewerkschaft Adexa hat sich in einem Brief an Gesundheitsminister Professor Dr. Karl Lauterbach gewandt. Jetzt melden sich die Apothekerverbände und -kammern in NRW zu Wort. Die Politik dürfe die Apotheken jetzt nicht kaputtsparen.
Der Kassenabschlag soll auf 2 Euro erhöht werden. Noch liegt der Abschlag, der je abgegebener Packung vom Apothekenhonorar an die Kasse gezahlt werden muss, bei 1,77 Euro. Apothekerverbände und -kammern in NRW lehnen Einschnitte bei Apotheken ab und warnen vor einer beschleunigten Welle an Betriebsschließungen.
Die Apothekenteams arbeiten seit dem Beginn der Pandemie durchgehend am Limit und das bei wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die von Tag zu Tag schwieriger werden, so die Kammern und Verbände. Zudem würden die geplanten Sparmaßnahmen gegen die Koalitionsvereinbarungen verstoßen, denn die Ampel hatte sich vertraglich darauf geeinigt, das Budget für die pharmazeutischen Dienstleistungen zu erhöhen und „Effizienzgewinne innerhalb des Finanzierungssystems“ zu nutzen, so die Apothekerverbände und -kammern in NRW.
„Die geplante Erhöhung des Kassenrabatts der Apotheken um fast 15 Prozent konterkariert den Koalitionsvertrag, hat fatale betriebswirtschaftliche Folgen und schwächt die Branche drastisch.“
Zudem geben die Kammern und Verbände zu bedenken, dass die Apotheken vor Ort keine Kostentreiber im Gesundheitssystem sind. „Mit mittlerweile nur noch 1,9 Prozent Anteil an den Gesamtausgaben der Krankenkassen sind die Kosten für Apotheken und ihr umfangreiches Leistungsangebot für die Versicherten seit Jahren rückläufig.“ Mehr noch: Apotheken seien die mit Abstand größten „Einsparer“ im Gesundheitswesen: Stichwort Rabattverträge.
Politik darf Apotheken nicht kaputtsparen
„Die Politik darf uns jetzt nicht kaputtsparen. Zu groß sind die kurzfristigen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie. Und langfristig werden die Apotheken angesichts übervoller Kliniken, überlasteter Arztpraxen und des demographischen Wandels dringend in der sicheren flächendeckenden pharmazeutischen Versorgung der Bürgerinnen und Bürger gebraucht.“
Hinzukommt, dass in NRW mit weniger als 4.000 Apotheken die niedrigste Apothekenzahl seit den 80er Jahren erreicht ist. Und die würden vom geplanten GKV-Stabilisierungsgesetz des Bundesgesundheitsministers massiv gefährdet. Außerdem wurde in den vergangenen fast 20 Jahren das Fixhonorar nur ein einziges Mal geringfügig um wenige Cent angehoben. In Zeiten von Inflation, steigenden Energiepreisen und Lohnkosten ist die wirtschaftliche Decke der Apotheken ohnehin dünn und die Belastungen sind kaum zu stemmen.
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