Adexa an Lauterbach: „Apotheken nicht weiter ausbluten lassen“
„Öffentliche Apotheken stärker denn je in Gefahr“ – in einem Brief äußert die Apothekengewerkschaft Adexa Kritik am Vorhaben des Gesundheitsministers Karl Lauterbach, den Kassenabschlag auf 2 Euro zu erhöhen.
„Nichts gelernt aus der Pandemie?“ – schreibt die Adexa an den Gesundheitsminister und fordert Lauterbach auf, seine Pläne zu überdenken.
Corona ist noch nicht vorbei, die Zahl der positiven Tests steigt und wir stehen vor einem „schweren Herbst“ mahnt der Gesundheitsminister und rechnet mit einer Corona-Welle. Und das bedeutet für die Apothekenteams einmal mehr Stress, denn Apotheker:innen, PTA, PKA und Co. haben bislang entscheidend dazu beigetragen, die Krankheitswellen zu kontrollieren, weiß Tanja Kratt, Adexa-Bundesvorstand. Mehr noch: Die Teams haben den niederschwelligen Zugang zum Gesundheitssystem aufrechterhalten als Arztpraxen geschlossen gewesen seien sowie Masken verteilt, Desinfektionsmittel hergestellt, Schnelltests durchgeführt, millionenfach Impfzertifikate ausgestellt und Apotheker:innen sich zudem selbst an Impfungen beteiligt.
Wegen Kassenabschlagerhöhung: Apotheken in Gefahr
„Umso überraschender ist für uns, dass Herr Lauterbach den Kassenabschlag auf 2,00 Euro anheben will“, sagt Andreas May, Adexa-Bundesvorstand. Durch den höheren Kassenabschlag sieht die Apothekengewerkschaft die öffentlichen Apotheken stärker denn je in Gefahr.
Kassenabschlag: Der Gesetzgeber hat die Apotheken zu einem Apothekenabschlag verpflichtet, wenn Arzneimittel an gesetzlich Versicherte abgegeben werden. Geregelt ist dies in Sozialgesetzbuch (SGB) V: „Die Krankenkassen erhalten von den Apotheken für verschreibungspflichtige Fertigarzneimittel sowie für Zubereitungen nach § 5 Absatz 3 der Arzneimittelpreisverordnung, die nicht § 5 Absatz 6 der Arzneimittelpreisverordnung unterfallen, einen Abschlag von 1,77 Euro je Arzneimittel, für sonstige Arzneimittel einen Abschlag in Höhe von 5 vom Hundert auf den für den Versicherten maßgeblichen Arzneimittelabgabepreis.“
„Als Gewerkschaft für die öffentlichen Apotheken und als berufspolitische Interessenvertretung der rund 146.000 Apothekenangestellten in Deutschland blicken wir deshalb mit großer Sorge, aber auch mit großem Unverständnis, auf Ihr Vorhaben, den Kassenabschlag auf 2,00 Euro zu erhöhen“, sagt May. „Das wird ganz sicher Arbeitsplätze kosten und die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung verschlechtern!“
Dass die Zahl der Apotheken sinkt, ist längst bekannt. Die Pläne des Gesundheitsministers könnten den Negativtrend verschärfen. „Dies trifft vor allem ältere, oft multimorbide Menschen, die auf eine Versorgung vor Ort angewiesen sind“, so Kratt. „Solche Leistungen können Versandapotheken nicht erbringen!“ Gleichzeitig würden ohne Not familienfreundliche Arbeitsplätze gefährdet.
Adexa an Lauterbach
Daher fordert die Adexa Lauterbach auf, einzulenken und öffentliche Apotheken nicht weiter ausbluten zu lassen.
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