Bye, bye, Babyspeck: Semaglutid zum Abnehmen nach der Geburt?
Viele schwangere Frauen sehnen sich nach der Geburt ihren „früheren“ Körper zurück und möchten überschüssige Pfunde möglichst schnell wieder abnehmen. Dafür wird nach der Geburt immer häufiger mit Semaglutid und Co. nachgeholfen, zeigt eine Untersuchung und warnt vor den Risiken.
Während der Schwangerschaft nehmen Frauen meist mehrere Kilogramm an Gewicht zu. Dieses teilt sich neben dem Baby selbst in Fruchtwasser, Plazenta, Blutvolumen, Brüste und Fettreserven sowie Wassereinlagerungen auf. Wie viel Gewichtsplus „normal“ ist und wann Vorsicht geboten ist, richtet sich nach dem individuellen Body-Mass-Index.
Kein Wunder, dass sich viele Mütter wünschen, nach der Geburt möglichst schnell zu ihrem Normalgewicht zurückzukehren. Um dies zu beschleunigen und den Babyspeck schnell wieder loszuwerden, kommen unmittelbar nach der Geburt immer häufiger Abnehmspritzen beispielsweise mit Semaglutid zum Einsatz. Expert:innen schlagen Alarm und warnen vor den Risiken – für Mutter und Kind.
Zur Erinnerung: Inkretinmimetika wie Semaglutid wirken selektiv als GLP-1-Rezeptor-Agonisten – binden die Wirkstoffe an den Rezeptor, wird dieser aktiviert. Dadurch wird einerseits der Blutzuckerspiegel glucoseabhängig durch Stimulation der Insulinsekretion und Senkung der Glucagonsekretion gesenkt. Andererseits kommt es zu einer Appetitreduktion und damit einer geringeren Energieaufnahme.
Semaglutid und Co. gegen Babyspeck
Wie ein Team der Syddansk Universitet in Odense (Dänemark) in einer aktuellen Registerstudie deutlich macht, hat sich der Einsatz von GLP-1-Rezeptoragonisten in den ersten Monaten nach der Geburt deutlich erhöht. Dafür wurden Daten von Patientinnen aus dem Dänischen Medizinischen Geburtsregister mit dem Nationalen Verschreibungsregister verknüpft. „Wir beobachten einen deutlichen Anstieg des Gebrauchs von Medikamenten zur Gewichtsreduktion bei jungen Müttern“, heißt es. Demnach lösten bei rund 382.000 Schwangerschaften zwischen 2018 und 2024 knapp 1.600 Mütter (entspricht rund 1 Prozent) in den ersten 182 Tagen nach der Geburt mindestens eine Verordnung über ein Inkretinmimetikum ein. Vor allem Semaglutid wird zunehmend genutzt, um den sogenannten Babyspeck schnell wieder loszuwerden.
In der tabu: Kein Semaglutid nach der Geburt?
„Die Tatsache, dass so viele zu Medikamenten zur Gewichtsreduktion greifen, stellt eine gravierende Veränderung innerhalb kurzer Zeit dar – und eine, die ohne ein klares Verständnis ihrer Folgen stattgefunden hat“, mahnen die Autor:innen. Denn das Problem: Bisher liegen den Expert:innen zufolge kaum Daten dazu vor, wie sich entsprechende Arzneimittel in der postpartalen Phase auf die Gesundheit von Mutter und Kind auswirken können. Mehr noch. Weil sich viele Neu-Mütter noch in der Stillphase befinden, sollte sogar auf den Einsatz von Abnehmspritzen verzichtet werden. So heißt es in den Fachinformationen zu Semaglutid beispielsweise: „Da ein Risiko für ein gestilltes Kind nicht ausgeschlossen werden kann, darf Semaglutid während der Stillzeit nicht angewendet werden.“ Denn bei Ratten hätte sich gezeigt, dass der Wirkstoff in die Muttermilch übergehen kann.
Daher fordern die Forschenden dringend weitere Studien zu Nebenwirkungen und potenziellen Risiken. „Dies würde die Entwicklung klarer klinischer Leitlinien unterstützen und eine solide Grundlage für die gemeinsame Entscheidungsfindung zwischen medizinischem Fachpersonal und jungen Müttern schaffen“, so das Fazit.
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