JAK-Hemmer: Menstruationsstörungen und Gewichtszunahme
Zur Behandlung chronischer Hauterkrankungen kommen unter anderem JAK-Hemmer zum Einsatz. Doch diese sind mit Gefahren verbunden, wie die Europäische Arzneimittelagentur schon vor Längerem gewarnt hat. Nun zeigen aktuelle Daten: JAK-Hemmer können zu Menstruationsstörungen und Gewichtszunahme führen.
Januskinase (JAK)-Hemmer gehören zu den Mitteln der Wahl bei chronischen Entzündungen wie atopischer Dermatitis oder rheumatoider Arthritis. Die Wirkstoffe blockieren die Wirkung von Januskinasen, intrazellulären Enzymen, die Signale, die durch Zytokin- oder Wachstumsfaktor-Rezeptor-Interaktionen an der Zellmembran entstehen, weiterleiten, um zelluläre Prozesse – unter anderem die Immunzellfunktion – zu beeinflussen. Dadurch wird die Entzündung gemindert. Je nach Wirkstoff werden dabei eine oder mehrere der vier Januskinasen JAK1, JAK2, JAK3 oder TYK2 blockiert.
Doch keine Wirkung ohne Nebenwirkung(en). Und dazu gehören offenbar auch Menstruationsstörungen und Gewichtszunahme, zu denen es unter JAK-Hemmern – genau unter JAK-2-Hemmern – kommen kann.
Übrigens: Ein erhöhtes Sterberisiko konnte unter JAK durch Studien bisher nicht belegt werden.
Menstruationsstörungen und Gewichtsplus als Nebenwirkungen
Auf dem Jahreskongress der European Academy of Dermatology and Venereology wurden die Ergebnisse einer retrospektiven Studie vorgestellt, die zeigen, dass JAK-Hemmer wie JAK-Inhibitoren Abrocitinib, Baricitinib und Upadacitinib zwar die Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen deutlich verbessert haben. Allerdings sind damit als Nebenwirkungen auch Menstruationsstörungen und Gewichtszunahme verbunden – vor allem unter der Anwendung durch jüngere Frauen.
So erhöhte sich das Gewicht innerhalb eines Jahres je nach Wirkstoff um bis zu knapp drei Kilogramm. Die Zunahme war dabei unter JAK-2-Hemmern am deutlichsten. Der Grund: Die Januskinase 2 ist in den Nervenzellen des Hypothalamus an der Weiterleitung von Signalen der Leptin-Rezeptoren beteiligt. Das von den Fettzellen gebildete Hormon wirkt appetitdämpfend. Wird dieses gehemmt, kommt es wiederum zu einem verstärkten Appetit.
Doch damit nicht genug. Denn JAK-2-Hemmer können auch zu Menstruationsstörungen führen. Genau kam es bei einigen Patient:innen unter der Behandlung zu einem Ausbleiben der Monatsblutung (Amenorrhoe) oder Zyklusveränderungen – einer Verkürzung auf unter 24 Tage (Polymenorrhoe) oder einer Verlängerung auf bis zu 38 Tage (Oligomenorrhoe). Auch hier sehen die Forschenden die Hemmung von Leptin als Ursache. Denn diese beeinflusst wiederum die Freisetzung eines an der Steuerung des ovariellen Zyklus beteiligten Hormons, wodurch diese aus dem Gleichgewicht gerät.
Die Autor:innen betonen jedoch, dass die unerwünschten Wirkungen nach Absetzen der Therapie reversibel sind. Nun brauche es weitere umfangeiche Studien, um das Ausmaß der Zusammenhänge zu klären und die zugrunde liegende Pathophysiologie zu beschreiben. Obwohl die Kausalität noch nicht eindeutig bestätigt werden kann, sollten Ärzt:innen diese möglichen unerwünschten Nebenwirkungen jedoch im Blick behalten.
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