Gegen Personalmangel: Im Schnitt 10 Extras für Fachkräfte
Dass Geld allein nicht glücklich macht, ist bekannt. Dennoch spielt vor allem das Gehalt bei der Jobentscheidung eine wichtige Rolle. Doch auch Benefits gewinnen an Bedeutung. Im Schnitt zehn Extras werden Fachkräften geboten. Dabei sind Prämien, Urlaub und Co. wichtiger als ein gutes Arbeitsklima.
Schon seit einigen Jahren herrscht hierzulande Fachkräftemangel. Auch in den Apotheken ist qualifiziertes Personal mitunter rar gesät. So gilt PTA zwar laut der Fachkräftemangelanalyse der Bundesagentur für Arbeit offiziell nicht mehr als Engpassberuf, dennoch werden Kolleg:innen vielerorts händeringend gesucht. In anderen Branchen zeigt sich ein ähnliches Bild. Um Fachkräfte zu gewinnen, bieten Chef:innen ihnen im Schnitt zehn Extras zum Gehalt an – allem voran Sonderzahlungen, Urlaubsgeld und Co. Eine gute Arbeitsatmosphäre oder ähnliches sind dagegen seltener von Bedeutung, zeigt der aktuelle Jobminitor der Bertelsmann Stiftung.
Sonderzahlung, Urlaubsgeld und Co.: Fachkräfte profitieren von zehn Extras
Neben dem Gehalt gibt es für Erwerbstätige zahlreiche weitere Faktoren, die bei der Jobentscheidung eine Rolle spielen. Kein Wunder, dass Arbeitgebende immer mehr Benefits bieten. Seit 2019 hat sich die Zahl der Extras pro Stelle fast verdreifacht – von im Schnitt 3,6 auf 9,6. Von diesem Anstieg profitieren zwar grundsätzlich alle Angestellten, allerdings gibt es Unterschiede beim Ausmaß, und zwar je nach Qualifikation. Während Fachkräfte wie PTA im Schnitt zehn Extras geboten bekommen, sind es bei Akademiker:innen wie Apotheker:innen sogar elf. Helfer:innen werden dagegen durchschnittlich nur acht Benefits angeboten.
Mit 67 Prozent haben dabei „harte“ Benefits wie entgeltähnliche Leistungen, zu denen auch Sonderzahlungen, Mitarbeiterrabatte sowie eine betriebliche Altersvorsorge gehören, die Nase vorn. Und auch Entwicklungsperspektiven spielen eine wichtige Rolle. Dazu zählt unter anderem die Garantie eines sicheren Arbeitsplatzes sowie gute Aufstiegsmöglichkeiten. Und auch geregelte Arbeitszeiten, zusätzlicher Urlaub und weitere Aspekte zur Arbeitsorganisation sind von Bedeutung.
„Flache Hierarchien“ oder eine „Duz-Kultur“ als Beispiele für „weiche“ Faktoren bleiben dagegen eher außen vor. Schlusslicht bei den gebotenen Extras sind die Gewährleistung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, familienfreundliche Arbeitszeiten und weitere Faktoren aus dem Bereich Familie. Und auch die Gesundheitsförderung spielt kaum eine Rolle.
Gehalt bleibt meist Tabuthema
Während mit zahlreichen Extras versucht wird, Fachkräfte zu gewinnen, bleibt das Gehalt meist eher Geheimsache. Nur in vier von zehn entsprechenden Stellenanzeigen finden sich Angaben dazu, wie hoch dieses ausfällt. „Selbst in den Engpass-Berufen, in denen der Fachkräftemangel besonders schmerzt, wird häufig auf Transparenz verzichtet“, kritisieren die Autor:innen.
Achtung: Ab Sommer 2026 wird die Gehaltsangabe verpflichtend. Grundlage ist die EU-Entgelttransparenzrichtlinie (2023/970), die eine Auskunftspflicht vorsieht.
Besteht Tarifbindung, erhöht dies die Transparenz. Denn dadurch werden nicht nur die jeweiligen Gehaltsstrukturen dargelegt, sondern auch Benefits wie Urlaubsgeld, betriebliche Altersvorsorge oder gesundheitliche Zusatzleistungen sichtbar, die für Beschäftigte ohne Tarifvertrag meist ausbleiben.
Für den Jobmonitor wurden zwischen Anfang 2019 und Ende 2024 rund 34 Millionen Online-Stellenanzeigen analysiert, unter anderem im Hinblick auf angebotene Benefits, geltende Tarifverträge, Gehaltsangaben und weitere Faktoren. Die Extraktion der Benefits erfolgte mithilfe eines speziellen Algorithmus‘ des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln.
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