Erythromycin und Warfarin: Achtung, Wirkverstärkung
Werden Patient:innen mit Vitamin-K-Antagonisten behandelt, ist in Kombi mit verschiedenen anderen Wirkstoffen Vorsicht geboten. Denn es drohen Wechselwirkungen. Ein Beispiel ist die Kombi von Warfarin und Erythromycin, die zu einer Wirkverstärkung führen kann.
Erythromycin ist ein Makrolidantibiotikum und besitzt antientzündliche Eigenschaften. Die Wirkung geht unter anderem auf eine Hemmung der bakteriellen Proteinbiosynthese durch Bindung an die 50S-Untereinheit der Ribosomen zurück. Das Antibiotikum kommt unter anderem zur Behandlung von bakteriellen Infektionen des Hals-, Nasen- und Ohrenbereichs, bei Diphterie und Pertussis zum Einsatz.
Warfarin gehört zu den Vitamin-K-Antagonisten und vermindert die Vitamin-K-vermittelte Aktivierung der Gerinnungsfaktoren. Der Wirkstoff kommt zur Behandlung und Prophylaxe von Thrombose und Embolie sowie bei der Langzeitbehandlung eines Herzinfarktes, wenn ein erhöhtes Risiko für thromboembolische Komplikationen besteht, zum Einsatz.
Erythromycin und Warfarin: Darum ist Vorsicht geboten
In Kombination mit Erythromycin kann sich die Wirkung von Warfarin verstärken. Der Grund: Das Antibiotikum reichert sich in der Leber an und kann die Aktivität der Leberenzyme herabsetzen. Genau kann Erythromycin Enzyme der Cytochrom-P450-Familie hemmen, die für den Metabolismus von Warfarin in der Leber verantwortlich sind. Durch den verzögerten Abbau erhöht sich die Plasmakonzentration des Gerinnungshemmers. Die Folge: Die Blutungsneigung steigt, wie bereits in einer Studie vor rund 40 Jahren bestätigt wurde. Auch in den Fachinformationen Warfarin-haltiger Arzneimittel wird in Bezug auf die Kombi mit Erythromycin vor der entsprechenden Wechselwirkung gewarnt wird.
Die Lösung: Ist eine gleichzeitige Anwendung erforderlich, sollten Patient:innen engmaschig überwacht und darauf hingewiesen werden, bei Beschwerden wie ungewöhnlichen Blutungen oder Blutergüssen, Erbrechen, Blut im Urin oder Stuhl, Kopfschmerzen, Schwindel oder Schwäche umgehend Arztrücksprache zu halten. Außerdem kann eine entsprechende Anpassung – sprich Verringerung – der Warfarin-Dosis, abhängig von der patientenindividuellen Prothrombinzeit, angezeigt sein. Wird das Antibiotikum abgesetzt, kann erneut eine Dosisanpassung des Blutverdünners notwendig werden.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Vielfalt statt Masse: Verlängern Flavonoide das Leben?
„Viel hilft viel“ – Dass diese Faustregel nicht immer passend ist, ist bekannt und gilt offenbar auch für die Aufnahme …
Vitamin D-Mangel erhöht Risiko für ADHS und Co. bei Babys
Dass eine ausreichende Vitamin D-Versorgung nicht nur für Erwachsene, sondern bereits für Neugeborene essentiell ist, ist bekannt. Andernfalls drohen gesundheitliche …
Nach Todesfall: EMA prüft Windpocken-Impfstoffe
Rund 20.000 Fälle von Windpocken werden hierzulande im Schnitt pro Jahr verzeichnet. Die vermeintlich harmlose „Kinderkrankheit“ kann dabei auch zu …