30 Jahre Mauerfall: Was hat sich in der Apotheke geändert?
Heute vor 30 Jahren fiel die Berliner Mauer und somit die innerdeutsche Grenze. Die Apothekengewerkschaft Adexa zieht ein Resümee aus den vergangene drei Jahrzehnten. Die Arbeitsbedingungen haben sich zwar inzwischen in Ost und West angeglichen, das Lohngefälle ist jedoch noch immer spürbar.
Rückblick aus Apothekensicht
Das Jahr des Mauerfalls ist auch die Geburtsstunde der Festbeträge, die Norbert Blüm (CDU) mit seinem Gesundheitsreformgesetz auf den Weg brachte. Außerdem setzte die Adexa 1989 – als sie noch Bundesverband der Angestellten in Apotheken (BVA) hieß – die 38,5-Stunden-Woche durch. Fünf Jahre später gab es schließlich den ersten gesamtdeutschen Rahmentarifvertrag. In Ost und West galten somit die gleichen Bedingungen. Doch der Erfolg wurde kurze Zeit später überschattet, als der Sächsische Apothekerverband (SAV) zum Ende des Jahres 1996 aus dem Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) austrat. Gute Nachrichten gab es 1997, als die Gehälter in Ost und West angeglichen wurden.
Sonderfall Pharmazieingenieure
Allerdings galt die freudige Botschaft nicht für Pharmazieingenieure. Auch 2001 erhielt die Berufsgruppe in Sachsen nur 83 Prozent des Westgehalts. Erst 2003 erfolgte zumindest eine Annäherung. Pharmazieingenieure ab dem zwölften Berufsjahr erhielten 94 Prozent der Kollegen im Westen. Erst seit 2007 gelten in Ost und West die gleichen Tarife.
Pharmazieingenieure sind ein Relikt aus der ehemaligen DDR. Sie gehören zu einer aussterbenden Spezies. Anfang der 1990er Jahre wurde die Ausbildung eingestellt. Laut Bundesapothekerkammer sind derzeit noch etwa 4400 Pharmazieingenieure tätig. 2030 werden die letzten Pharmazieingenieure in Rente gehen und vor allem in den neuen Bundesländern eine große Lücke hinterlassen, die angesichts des Fachkräftemangels kaum zu schließen ist.
Fachkräftemangel seit 2000 Thema
Beim Apothekertag in Köln im Jahr 2000 war der Fachkräftemangel bereits Thema. Die Forderung nach mehr Ausbildungsplätzen an Universitäten und PTA-Schulen wurde laut. Schon damals wurde die Bezahlung als Ursache für die mangelnde Attraktivität der Apothekenberufe ausgemacht.
Lohngefälle noch immer spürbar
Damals wie heute herrscht ein Ost-West-Gefälle in puncto übertariflicher Bezahlung. Vor 18 Jahren erhielten Apothekenangestellte im Westen durchschnittlich 11,6 Prozent über Tarif. Im Osten waren es nur 1,6 Prozent. „Ein Ost-West-Gefälle besteht immer noch bei der übertariflichen Bezahlung, wie die letzte Tarifumfrage im Jahr 2018 gezeigt hat. Inwieweit das mit der wirtschaftlichen Situation der Apothekenbetriebe im Osten korreliert, sei dahingestellt“, so Tanja Kratt und Andreas May von Adexa.
Was sonst noch geschah
2004 fiel die Erstattungspflicht für OTC-Arzneimittel.
Im Tarifbereich der ADA wurde 2012 die tarifliche Altersvorsorge eingeführt.
In diesem Jahr haben seit nun mehr als 20 Jahren SAV und Adexa erste Tarifgespräche aufgenommen. Die Kollegen in Sachsen erhalten nur 95 Prozent des bundesweiten Gehalts. Seit 2016 hat sich das Lohnniveau nicht geändert.
Arbeitsbedingungen vergleichbar
Die Arbeitsbedingungen sind in Ost und West vergleichbar. „30 Jahre nach dem Mauerfall sind die Arbeitsbedingungen von Apothekenangestellten in Ost und West in vielen Punkten angeglichen“, so der Adexa-Vorstand. Kritisiert werden die verzögerten Tarifverhandlungen und lange Phasen mit geringer Vergütung. „Die Attraktivität der Apothekenberufe hat das insgesamt geschwächt. Aber es ist in Regionen mit niedriger Wirtschaftskraft stärker spürbar.“ Die Adexa appelliert an alle Apothekeninhaber. Wir brauchen „gute Arbeitsbedingungen und angemessene, wettbewerbsfähige Gehälter und Ausbildungsvergütungen in Ost und West.“
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