Weniger Nebenwirkungen: Ketamin als Tablette statt Spritze?
Werden Patient:innen mit Ketamin behandelt – beispielsweise bei akuten depressiven Schüben – sorgt der rasche Wirkeintritt schnell für Linderung. Allerdings drohen dabei auch Nebenwirkungen. Diese könnten verringert werden, wenn Ketamin als Tablette statt als Spritze verabreicht wird.
Ketamin besitzt anästhetische, analgetische und psychotrope Eigenschaften. Das Anästhetikum wirkt nicht kompetitiv antagonistisch an Glutamat-NMDA-Rezeptoren und kommt sowohl zur Einleitung und Aufrechterhaltung einer Narkose als auch zur Notfallbehandlung als Analgetikum zum Einsatz. Außerdem besitzt der Wirkstoff einen schnell eintretenden antidepressiven Effekt. Esketamin ist das S-Enantiomer von Ketamin.
In der Regel wird Ketamin intravenös angewendet, in den USA zudem als Nasenspray. Zu den Nebenwirkungen gehören Sedierung, Dissoziation, das Auftreten psychiatrischer Ereignisse oder eine Verschlimmerung psychiatrischer Störungen, Missbrauch, Blutdruckanstieg, Atemdepression sowie Beschwerden der unteren Harnwege und Blase. Doch wie Forschende nun herausgefunden haben, könnte dem entgegengewirkt werden, und zwar durch Ketamin in Form von Tabletten.
Übrigens: Im Herbst letzten Jahres hat die US-Arzneimittelbehörde FDA vor Ketamin in der Selbstmedikation gewarnt.
Ketamin: Tabletten mit weniger Nebenwirkungen
In einer neuseeländischen Studie mit depressiven Patient:innen zeigte Ketamin in Tablettenform eine gute Wirksamkeit und dabei eine bessere Verträglichkeit als andere Darreichungsformen. Das ergab eine Untersuchung, für die die Teilnehmenden in fünf Gruppen eingeteilt wurden. Während eine Gruppe ein Placebo erhielt, bekamen die anderen über zwölf Wochen zweimal wöchentlich Ketamin als Tablette in unterschiedlichen Dosierungen verabreicht: 180, 120, 60 und 30 mg.
Dabei zeigte sich in der höchsten Dosierung die beste Wirksamkeit. Während diese die Beschwerden der Depression im Vergleich zu Placebo deutlich senken konnte, fiel die Linderung bei niedrigerer Dosierung deutlich geringer aus. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten Kopfschmerzen, Benommenheit und Ängstlichkeit. Blutdruckveränderungen traten dagegen nicht, Beschwerden wie ein Sedierungsgefühl oder leichte Dissoziation nur selten auf. Insgesamt fielen die unerwünschten Wirkungen jedoch nur leicht aus und unterschieden sich kaum von denen unter Placebo. „In anderen Worten, eine Ketamintablette ist im Gegensatz zur Infusion gut verträglich“, so die Forschenden.
In der EU ist Esketamin wegen seines schnellen Wirkeintritts zur Notfalltherapie bei Depressionen zugelassen, allerdings nur zur ärztlichen Anwendung. Durch die Verabreichung in Tablettenform könnte darauf womöglich verzichtet werden. Der Grund: Die Wirkstofffreisetzung erfolgt langsamer und ist mit weniger Nebenwirkungen verbunden, so das Fazit.
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