FDA warnt vor Ketamin in der Selbstmedikation
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA warnt aktuell vor der Anwendung von Ketamin im Rahmen der Selbstmedikation. Entsprechende Präparate – beispielsweise in Tablettenform – werden unter anderem über das Internet verkauft, können jedoch mit schwerwiegenden Gesundheitsrisiken verbunden sein.
In einer Warnmitteilung weist die FDA sowohl Patient:innen als auch das Gesundheitspersonal auf die Folgen einer Einnahme von Ketamin zur Behandlung von psychischen Erkrankungen in Eigenregie hin. Anlass für die Warnung ist ein steigendes Interesse an entsprechenden Ketamin-haltigen Präparaten, die für die Selbstmedikation in sublingualen und oralen Darreichungsformen angeboten werden. Vertrieben werden die Produkte unter anderem im Internet über sogenannte Compounder.
Das Problem: Patient:innen würden dabei nicht auf die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken hingewiesen, die mitunter schwerwiegend ausfallen können. So wird über einen Fall berichtet, bei dem ein Patient nach der Einnahme eine Atemdepression erlitt. Sein Ketaminspigel im Blut war dabei doppelt so hoch wie beim Einleiten einer Narkose durch das Arzneimittel.
Ketamin gehört zu den Anästhetika und besitzt anästhetische, analgetische und psychotrope Eigenschaften. Das Anästhetikum wirkt nicht kompetitiv antagonistisch an Glutamat-NMDA-Rezeptoren und kommt sowohl zur Einleitung und Aufrechterhaltung einer Narkose als auch zur Notfallbehandlung zum Einsatz, hierzulande als Injektionslösung. Esketamin ist das S-Enantiomer von Ketamin.
FDA: Kein Ketamin zur Selbstmedikation
Zu den Nebenwirkungen von Ketamin gehören Sedierung, Dissoziation, das Auftreten psychiatrischer Ereignisse oder eine Verschlimmerung psychiatrischer Störungen, Missbrauch, Blutdruckanstieg, Atemdepression sowie Beschwerden der unteren Harnwege und Blase. Die Expert:innen warnen dabei besonders vor der Einnahme von Ketamin im Rahmen der Selbstmedikation. Denn ohne ärztliche Aufsicht können die auftretenden Nebenwirkungen für Patient:innen ein hohes Risiko darstellen.
Hinzukomme, dass die vertriebenen Ketamin-Präparate in ihren Dosierungen abweichen, was es schwierig mache, vorherzusagen, welche potenziellen Risiken mit diesen Produkten verbunden sein könnten. Stichwort Abhängigkeitspotenzial. Die Behörde weist zudem darauf hin, dass die Produkte in den USA nicht für die Behandlung psychiatrischer Störungen zugelassen sind. Ein Einsatz entsprechender Arzneimittel sei bisher nicht als sicher und wirksam eingestuft worden.
In der EU ist Esketamin wegen seines schnellen Wirkeintritts zur Notfalltherapie bei Depressionen zugelassen, allerdings nur zur ärztlichen Anwendung.
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