Wegen Ozempic-Hype: OTC-Abnehmmittel weniger nachgefragt
In den Apotheken lag der Gesamtabsatz im vergangenen Jahr bei 1,388 Millionen Packungen (2022 waren es 1,404 Millionen Packungen). „Wir geben weniger Packungen ab“, machte Claudia Korf bei der Vorstellung des Apotheken-Wirtschaftsberichts klar. „Der Deutsche ist preissensibel wie keiner in Europa.“ Im Vergleich zu 2022 ist der Anteil an rezeptfreien Arzneimitteln gesunken – 43,7 Prozent vs. 42,5 Prozent. Am stärksten haben die Abnehmmittel verloren – minus 17 Prozent.
Die Selbstmedikation spielt in der Apotheke eine wesentliche Rolle. 42,5 Prozent entfallen laut Apotheken-Wirtschaftsbericht auf den Bereich der rezeptfreien Arzneimittel. Dieser gliedert sich in die Selbstmedikation apothekenpflichtiger Arzneimittel (76,3 Prozent), Verordnungen apothekenpflichtiger Arzneimittel (18,1 Prozent) und Selbstmedikation freiverkäuflicher Arzneimittel (5,6 Prozent). Am Gesamtumsatz der Apotheken macht das Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln nur 7,9 Prozent aus.
Der Versandhandel ist im OTC-Bereich relativ der Gewinner, so Korf. Zwar gehe die Quote auch hier zurück, aber weniger als in öffentlichen Apotheken. In Zahlen: 2023 wurden mit apothekenpflichtigen und freiverkäuflichen Arzneimitteln 744 Millionen Packungen abgesetzt – 79,4 Prozent in der öffentlichen Apotheke und 20,6 Prozent im Versandhandel. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Verlust von 3,6 Prozent für die Apotheken vor Ort und 1,9 Prozent für den Versandhandel. Dennoch ist der Umsatz bei den Versendern doppelt so hoch wie in der öffentlichen Apotheke. Der Gesamtumsatz von 7,943 Millionen Euro im vergangenen Jahr verteilt sich zu 78,7 Prozent auf die öffentlichen Apotheken (plus 4 Prozent) und den Versandhandel 21,3 Prozent (plus 7,8 Prozent). Laut Korf kommt die Umsatzsteigerung durch die Abwanderung der E-Rezepte in den Versandhandel zustande.
Auch der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hat den OTC-Markt ausgewertet. „Nachdem der OTC-Gesamtmarkt pandemiebedingt unter Druck geraten war, hat er sich nun wieder eingepegelt“, so BPI-Hauptgeschäftsführer Dr. Kai Joachimsen. „Insgesamt ist der Markt der verschreibungsfreien Arzneimittel von 2022 auf 2023 um 0,5 Prozent gewachsen (nach Packungen) und hat aktuell ein Volumen von elf Milliarden Euro erreicht.“
Weniger nachgefragt: Abnehmmittel verlieren 17 Prozent
Doch es gibt Gewinner und Verlierer. Besonders hoch war im vergangenen Jahr die Nachfrage nach Husten- und Erkältungsmitteln, gefolgt von Vitaminen und Mineralstoffen sowie Schmerz-, Muskel- und Gelenkmitteln. Rezeptfreie Abnehmpräparate haben hingegen verloren – der Rückgang liegt bei rund 17 Prozent. Für Korf ist die Sache klar – der Abusus von Ozempic lässt den Markt der Abnehmpräparate sinken.
OTC-Preise trotz Inflation stabil
Anders als andere Branchen haben die Arzneimittelhersteller ihre Preise weit unter der Inflation angepasst. „Seit Januar 2021 ist der Verbraucherpreisindex um 16,4 Prozent gestiegen, doch die Apothekenverkaufspreise stiegen um 7,5 Prozent weniger als die Verbraucherpreise insgesamt“, betont Joachimsen. Dafür gebe es verschiedene Gründe: Pharmazeutische Unternehmen haben mitunter darauf verzichtet, die gestiegenen Produktionskosten auf die Arzneimittelpreise umzulegen – obwohl die Arzneimittelindustrie stark von den Kostensteigerungen für Rohstoffe und Produktion betroffen ist.
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