Wegen Nitrat: Rote Beete-Saft zur Blutdrucksenkung
Ob Betabocker, ACE-Hemmer oder Statine – die Auswahl an Wirkstoffen zur Behandlung von Hypertonie ist groß. Nun zeigt eine Studie, dass auch Rote Beete-Saft zur Blutdrucksenkung führen kann – zumindest bei älteren Patient:innen. Entscheidend ist dabei das Mikrobiom im Mund.
Der Reihe nach. Weil Bluthochdruck weltweit längst als Volkskrankheit gilt und das Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen bis hin zum Tod deutlich erhöhen kann, ist eine effektive Behandlung gefragt. Neben Gewichtsabnahme, mehr Bewegung und bestimmten Arzneimitteln können auch Lebensmittel die Blutdruckwerte verringern. Ob und welchen Effekt der regelmäßige Verzehr von Rote Beete-Saft auf die Blutdrucksenkung hat, hat ein internationales Forscherteam in einer kleineren Studie untersucht.
Berücksichtigt wurden dabei sowohl ältere Patient:innen zwischen 67 und 79 Jahren als auch jüngere unter 30 Jahren, die allesamt unter Hypertonie litten. Die Teilnehmenden erhielten entweder täglich Rote Beete-Saft oder ein Placebo-Getränk. Anschließend wurde überprüft, ob Veränderungen der Blutdruckwerte festgestellt werden konnten.
Das Ergebnis: Rote Beete-Saft führt zu Blutdrucksenkung
Innerhalb von zwei Wochen, in denen die Teilnehmenden täglich Rote Beete-Saft – genau zwei Portionen zu je 70 ml – tranken, kam es zur deutlichen Blutdrucksenkung von im Schnitt 4 mmHg beim mittleren arteriellen Druck, der zwischen dem systolischen und dem diastolischen arteriellen Druck liegt. Hinzukommt, dass auch Veränderungen in der Mundflora zu erkennen waren.
Deutlich wurden jedoch auch Unterschiede je nach Alter. Während bei den älteren Teilnehmer:innen die Zahl an Prevotella-Bakterien in der Mundflora abnahm, stieg die Zahl gesundheitsfördernder Bakterien wie Neisseria an. Das war wiederum mit einem Rückgang der Blutdruckwerte verbunden, die in dieser Gruppe zu Beginn höher ausfielen als bei den unter 30-Jährigen. Bei Letzteren ergaben sich dagegen insgesamt kaum Änderungen beim Blutdruck.
Vorteile nur für Ältere?
Somit profitieren vor allem Ältere von einer Blutdrucksenkung durch Rote Beete-Saft. Dies führen die Forschenden vor allem auf das enthaltene Nitrat zurück. Denn dieses wird von gesundheitsfördernden Bakterien im zunächst in Nitrit und dann in Stickstoffmonoxid (NO) umgewandelt. NO ist für die Funktion der Blutgefäße und damit für die Regulierung des Blutdrucks entscheidend. Im Alter nimmt jedoch die körpereigene Produktion von Stickstoffmonoxid ab. Hinzukommt, dass eine große Zahl an Prevotella-Bakterien für eine verstärkte Umwandlung von Nitrat in Ammoniak sorgt.
„Diese Studie zeigt, dass nitratreiche Lebensmittel die Mundflora so verändern, dass es zu weniger Entzündungen und einer Senkung des Blutdrucks bei älteren Menschen führen kann“, heißt es von den Forschenden. Daher lautet der Appell der Wissenschaftler:innen, auf nitratreiches Gemüse wie Rote Beete oder Spinat zu setzen.
Als alleinige Therapieoption zur Blutdrucksenkung sollte Rote Beete-Saft Expert:innen zufolge jedoch nicht betrachtet werden, denn Langzeituntersuchungen fehlen bisher noch.
Übrigens: Durch den enthaltenen Nitratgehalt kann Rote Beete auch die Durchblutung von Immungewebe verbessern, was die Zellantwort optimiert.
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