ACE-Hemmer, Betablocker und Calciumantagonisten: Was haben sie gemeinsam? Richtig, sie werden alle bei Hypertonie eingesetzt. Doch wo sind die Unterschiede und wie wirken die einzelnen Wirkstoffgruppen? Wir geben dir einen Überblick über die wichtigsten Blutdruckmittel.
Fast jede/r dritte Erwachsene in Deutschland leidet unter Bluthochdruck. Kein Wunder, dass die Verordnungszahlen der Blutdruckmittel in den letzten Jahren stetig zugenommen haben. Bei der großen Auswahl an verschiedenen Wirkstoffen und Wirkstoffgruppen ist die Beratung in der Apotheke umso wichtiger. Häufig werden bei der Hypertonietherapie mehrere Wirkstoffe miteinander kombiniert, um den Blutdruck möglichst stabil zu halten. Wurde eine Therapie neu begonnen oder eine bestehende Therapie angepasst, sind deine Kenntnisse gefragt, um deine Kund:innen bestmöglich zu beraten und die Compliance zu steigern. Hier kommt ein Überblick der verschiedenen Blutdruckmittel:
Betablocker
Betablocker werden unter anderem zur Behandlung von Bluthochdruck, chronischer Herzinsuffizienz und Angina pectoris eingesetzt.
Sie können sowohl den Blutdruck, die Herzfrequenz als auch den Sauerstoffverbrauch des Herzens senken und haben antiarrhythmische und peripher gefäßverengende Eigenschaften.
Wirkweise
Wie der Name andeutet, können Betablocker die Beta-1- und Beta-2-Rezeptoren „blockieren“, indem sie antagonistisch an die Rezeptoren binden und somit die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin hemmen.
Wirkstoffe
Es wird zwischen selektiven und unselektiven Betablockern unterschieden, wobei die selektiven bevorzugt verschrieben werden. Diese wirken vermehrt an den Beta-1-Rezeptoren, die in hohen Konzentrationen am Herzen vorkommen. Dadurch wird die Häufigkeit einer Bronchokonstriktion vermindert, die durch die Wirkung an den Beta-2-Rezeptoren zustande kommt.
Selektive Beta-1-Blocker:
- Metoprolol
- Bisoprolol
- Nebivolol
- Atenolol
Unselektive Betablocker:
- Propranolol
Wichtig zu wissen
Bei einer gleichzeitigen Therapie mit Antidiabetika können Betablocker die Symptome einer Hypogklykämie verschleiern.
Sartane
Sartane wirken blutdrucksenkend, gefäßerweiternd und leicht diuretisch. Sie werden bei Hypertonie, chronischer Herzinsuffizienz und Nierenerkrankungen eingesetzt.
Wirkweise
Sartane greifen in das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) ein, indem sie als selektiver Antagonist am AT1-Rezeptor wirken. Dadurch wird die Wirkung von Angiotensin II an diesem Rezeptor gehemmt. Außerdem werden die Natrium-Ausscheidung sowie die Reabsorption von Kalium gefördert.
Wirkstoffe
- Valsartan
- Candesartan
- Losartan
- Irbesartan
- Telmisartan
- Olmesartan
Wichtig zu wissen
Wird Kalium supplementiert, kann es zu einer Hyperkaliämie kommen. Deshalb sollte eine gleichzeitige Therapie mit Arzneimitteln, die den Kaliumspiegel erhöhen, vermieden werden.
ACE-Hemmer
ACE-Hemmer können den Blutdruck senken und die Gefäße erweitern. Durch ihre Wirkweise wird der Widerstand in den Gefäßen verringert und das Herz entlastet, indem es weniger stark pumpen muss.
Somit werden ACE-Hemmer unter anderem bei Hypertonie, Herzinsuffizienz und koronaren Herzerkrankungen angewendet und sind häufig verordnete Blutdruckmittel.
Wirkweise
Die Wirkung beruht auf der Hemmung des Angiotensin Converting Enzyms (ACE). Dadurch wird die Bildung von Angiotensin I zu Angiotensin II reduziert, was wie gewünscht blutdrucksenkend wirkt. Somit greifen auch ACE-Hemmer in das RAAS ein und es wird vermehrt Natrium ausgeschieden sowie Kalium reabsorbiert.
Wirkstoffe
- Ramipril
- Lisinopril
- Enalapril
- Captopril
Wichtig zu wissen
ACE ist eine der Bradykinin-abbauenden Kinasen. Die Einnahme von ACE-Hemmern kann deshalb einen erhöhten Bradykininspiegel nach sich ziehen, was unter anderem zu einem trockenen Reizhusten führen kann. Diese Nebenwirkung wird häufig mit ACE-Hemmern assoziiert.
Calciumantagonisten
Calciumantagonisten, auch Calciumkanal-Blocker genannt, werden bei Hypertonie und koronaren Herzerkrankungen eingesetzt. Sie haben eine blutdrucksenkende und gefäßentspannende Wirkung. Der Widerstand in den Gefäßen nimmt ab und das Herz wird entlastet. Ebenso wird die Sauerstoffversorgung des Herzens verbessert.
Wirkweise
Auch hier lässt sich der Wirkmechanismus aus dem Namen erschließen. Diese Wirkstoffgruppe verhindert durch die Blockierung der Calciumkanäle den Calciumeinstrom in glatte Muskelzellen. Calcium hat eine gefäßverengende und blutdrucksteigende Wirkung und führt am Herzen zu Kontraktionen. Kann Calcium nur noch verringert in die Muskelzellen gelangen, kommt es zu weniger Kontraktionen des Herzens und der Blutdruck kann sinken.
Wirkstoffe
Die Calciumantagonisten lassen sich in drei Gruppen unterteilen:
Dihydropyridine
- Amlodipin
- Felodipin
- Lercanidipin
- Nifedipin
Benzothiazepine
- Diltiazem
Phenylalkylamine
- Verapamil
Wichtig zu wissen
Calciumantagonisten werden über CYP3A4 metabolisiert. Es sollte deshalb auf Grapefruitsaft verzichtet werden, da es sonst zu einer erhöhten Plasmakonzentration der Wirkstoffe kommen kann.
Diuretika
Diuretika haben eine harntreibende und blutdrucksenkende Wirkung. Sie werden bei Hypertonie, Herzinsuffizienz und Ödemen eingesetzt.
Wirkweise
Die Wirkung von Diuretika setzt am Nephron in der Niere an. Abhängig vom Wirkstoff wird über verschiedene Mechanismen die Ausscheidung von Wasser und Elektrolyten über den Harn verstärkt. Mit der erhöhten Harnausscheidung kann der Blutdruck aufgrund des geringeren Volumens in den Gefäßen sinken.
Wirkstoffe
Auch hier werden je nach Wirkmechanismus die Wirkstoffe in einzelne Wirkstoffgruppen unterteilt:
Schleifendiuretika
- Furosemid
- Torasemid
Thiazid-Diuretika
- Hydrochlorothiazid
Kaliumsparende Diuretika
- Spironolacton
- Triamteren
Thiazid-ähnliche Diuretika
- Indapamid
- Xipamid
Wichtig zu wissen
Abhängig von der Wirkstoffwahl kann es zu einer Hypo- oder Hyperkaliämie kommen, was das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen kann.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Nasenspray soll Alzheimer verzögern
Nach einer wirksamen und effektiven Behandlungsoption bei einer Alzheimer-Erkrankung wird weiterhin gesucht. Forschende wollen nun einen Weg gefunden haben, das …
L-Thyroxin: Knochenschwund durch Dauertherapie?
Levothyroxin (L-Thyroxin) kommt zur Behandlung einer Hypothyreose zum Einsatz. Doch der Wirkstoff kann auch die Knochengesundheit gefährden. Demnach kann eine …
Lenacapavir: Zulassung als PrEP geplant
Zur Präexpositionsprophylaxe (PrEP) einer HIV-Infektion könnte bald eine weitere Behandlungsoption zur Verfügung stehen. Weil das Virostatikum Lenacapavir laut Studiendaten einen …