Warentest: Johanniskraut hilft je nach Schwere einer Depression
Eine Depression ist quälend und nicht wenige Menschen sind davon betroffen. Oft werden Antidepressiva verschrieben. Je nach Schwere der Erkrankung reicht es vielleicht auch niederschwelliger.
Wie gut wirken Antidepressiva, also Medikamente gegen eine Depression? Das hängt sehr von der Schwere der Erkrankung ab, schreibt die Stiftung Warentest („test“-Ausgabe 1/23). Helfen diese Mittel erwiesenermaßen bei einer schweren Depression, bringen sie bei einer leichten Depression nur wenig.
Ganz wichtig ist daher eine genaue Diagnose. In jedem Fall sollte ein/e Fachärzt:in prüfen, ob eine Depression vorliegt und wenn ja, welchen Schweregrad sie hat. Bei einer leichten Depression kann eventuell eine niederschwellige Behandlung ohne Medikamente reichen, etwa das regelmäßige Gespräch mit dem/der Hausärzt:in oder ein Onlineprogramm, das laut Warentest oft die Kasse bezahlt.
Bei leichten bis mittelschweren Depressionen können auch bestimmte Johanniskraut-Präparate helfen, also pflanzliche Mittel. Niedrig dosiert etwa in Tees nutze Johanniskraut aber wenig, so die Tester:innen.
In der Apotheke erhältliche Tabletten in unterschiedlichen Dosierungen eigneten sich dagegen zur kurzzeitigen Behandlung einer mittelschweren depressiven Phase.
Johanniskraut kann im Rahmen der Selbstmedikation zur Behandlung leichter depressiver Störungen eingesetzt werden. Bei mittelschwerer Depression, Angst oder psychovegetativen Störungen kann Johanniskraut auch ärztlich verordnet werden. Der Pflanze werden antidepressive, angstlösende und stimmungsaufhellende Eigenschaften zugesprochen, die auf das enthaltene Hyperforin zurückgeführt werden können. Hyperforin soll die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin in die präsynaptische Nervenzelle hemmen und deren Abbau verhindern – die Konzentration an Neurotransmittern im synaptischen Spalt erhöht sich.
Betroffene sollen einmal täglich die empfohlene Dosis von 900 mg Johanniskraut einnehmen. Am Anfang der Behandlung ist Geduld gefragt, denn die Wirkung baut sich auf und erreicht nach etwa 14 Tagen ihr Optimum.
Anders ist es, wenn eine Depression längerfristig behandelt werden muss: Der Nutzen einer Langzeittherapie lässt sich noch nicht endgültig beurteilen. Insgesamt ist das Mittel gut verträglich, Nebenwirkungen und auch Wechselwirkungen sind aber möglich. Auch dazu sollte ein/e Ärzt:in – genauso wie zu Dosis und Dauer – beraten.
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