Vitamin D: Calciumspiegel erhöht, aber keine Nierensteine
Über das Für und Wider einer Supplementierung von Vitamin D wird immer wieder diskutiert. Denn das Sonnenvitamin ist für den menschlichen Körper zwar unverzichtbar. Bei einer zu hohen Dosis drohen Expert:innen zufolge jedoch Gefahren. Ob die Einnahme von Vitamin D das Risiko für Nierensteine und Arterienverkalkungen erhöht, beantwortet das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ).
Vitamin D dient als Überbegriff für die Gruppe der fettlöslichen Calciferole, zu denen Colecalciferol – Vitamin D3 – als wichtigster Vertreter gehört. Dieses wird in der Haut bei Sonnenbestrahlung gebildet. Etwa 80 bis 90 Prozent können in der Regel über die körpereigene Bildung abgedeckt werden. Das Sonnenvitamin ist unter anderem wichtig für die Knochen- und Zahngesundheit und an verschiedenen Stoffwechselvorgängen beteiligt.
Kein Wunder, dass insbesondere in der bevorstehenden kalten, dunklen Jahreszeit die Nachfrage nach Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitamin D steigt. Schließlich kann dies – täglich eingenommen – bei Krebspatient:innen sogar das Sterberisiko verringern. Das Problem: Unter der Einnahme steigt der Calciumspiegel und in der Folge meist auch das Risiko für Nierensteine und Arterienverkalkungen. So zumindest die Befürchtung. Doch das DKFZ gibt Entwarnung.
Vitamin D-Einnahme: Kein erhöhtes Risiko für Nierensteine und Co.
Demnach kann die Einnahme von Vitamin D oder von Multivitamin-Präparaten zwar grundsätzlich mit einem erhöhten Calciumspiegel verbunden sein. Denn das Sonnenvitamin steigert die Aufnahme von Calcium aus dem Darm, wodurch das Risiko einer Hyperkalzämie wächst. Doch selbst wenn Patient:innen davon betroffen sind, erkranken sie nicht häufiger an Nierensteinen oder Atherosklerose, wie eine Untersuchung anhand von Daten aus der UK Biobank gezeigt hat.
Von den insgesamt rund 500.000 Patient:innen nahmen 4 Prozent regelmäßig Vitamin D-Präparate und 20 Prozent Multivitaminpräparate mit niedrigdosiertem Vitamin D ein. Dabei konnte festgestellt werden: Entwickelte sich ein erhöhter Vitamin D-Spiegel mit einer Serumkonzentration von ≥100 nmol/L 25-Hydroxyvitamin D, stieg dadurch nicht automatisch das Risiko von erhöhten Serum-Calciumspiegeln. Allerdings war dieses um 11 beziehungsweise 46 Prozent erhöht, wenn täglich Vitamin D- oder Multivitaminpräparate eingenommen wurden. Ein vermehrtes Auftreten von Nierensteinen und/oder Atherosklerose konnte in diesem Zusammenhang jedoch nicht beobachtet werden.
Zur Erinnerung: Bei einem Vitamin D-Wert unter 30 nmol/l ist von einem Mangel die Rede. Werte zwischen 30 und 50 nmol/l gelten als suboptimal, wohingegen zwischen 50 und 75 nmol/l von einer ausreichenden Versorgung in Bezug auf die Knochengesundheit ausgegangen wird. Werte zwischen 75 und 125 nmol/l haben keinen weiteren Zusatznutzen für die Gesundheit. Ab mehr als 125 nmol/l wird von einer Überversorgung gesprochen, oberhalb von 150 nmol/l von einer Intoxikation.
Vitamin D: Kein Zusammenhang zwischen Einnahme und Hyperkalzämie
Die Forschenden fanden keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der Einnahme von Vitamin D-haltigen Supplementen und dem Auftreten einer Hyperkalzämie und folglich auch keinen Zusammenhang mit Erkrankungen, die auf erhöhte Calciumspiegel zurückzuführen sind. „Das bedeutet, dass die Hyperkalzämie wahrscheinlich nicht durch die Einnahme der Vitaminpräparate ausgelöst wurde, sondern andere Ursachen, evtl. erbliche Faktoren, eine Rolle spielen.“
Somit bewerten die Expert:innen die Einnahme von Vitamin D anhand der Ergebnisse als sicher. Denn zu einer Überdosierung von Vitamin D komme es erst bei der Einnahme von extrem hohen Dosen über eine längere Zeit, genau ab einer Tagesdosis von 10.000 internationalen Einheiten (I.E.), wie klinische Studien bestätigt hätten. In der EU liege die übliche Dosierung jedoch zwischen 400 und 4.000 I.E. pro Tag.
„Diese Ergebnisse sind für die Abwägung von Nutzen und Risiken einer Vitamin D-Supplementierung hoch relevant, denn eine dem Bedarf angepasste Vitamin D-Supplementierung in maßvoller Dosierung könnte einen wichtigen und sehr kostengünstigen Beitrag zur Prävention von Krebstodesfällen und verschiedenen Erkrankungen leisten“, so das Fazit der Forschenden.
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