Unter Venlafaxin kann eine Mydriasis auftreten. Daher ist bei Patient:innen mit erhöhtem Augeninnendruck oder einem Risiko für ein akutes Engwinkelglaukom Vorsicht geboten. Betroffene sollten unter Venlafaxin auf Glaukom sorgfältig überwacht werden.
Der selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) Venlafaxin wird zur Behandlung von Depressionen und Angststörungen eingesetzt. Der Wirkstoff erhöht vermutlich die Neurotransmitteraktivität im zentralen Nervensystem. Studien konnten zeigen, dass Venlafaxin und der aktive Hauptmetabolit O-Desmethyl-Venlafaxin (ODV) die neuronale Serotonin-und Noradrenalin-Wiederaufnahme inhibieren. Außerdem hemmt Venlafaxin – wenn auch schwach – die Dopamin-Wiederaufnahme.
Venlafaxin ist als Tablette und Kapsel mit und ohne Retardierung im Handel – letztere Darreichungsformen werden in der Regel einmal täglich geschluckt. Präparate ohne verzögerte Freisetzung werden zwei- bis dreimal pro Tag eingenommen. Wichtig ist eine konsequente Anwendung, da sonst der Therapieerfolg beeinträchtigt sein kann. Der Grund: Der Spiegel an aktivem Noradrenalin und Serotonin außerhalb der Nervenzellen kann sinken.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind schätzungsweise etwa 5,2 Prozent der Deutschen depressiv. Das sind etwa 4,1 Millionen Menschen. Wird die Behandlung beendet, sind Absetzungserscheinungen möglich, die bis zu einem Monat anhalten können. Möglich sind neurologische Störungen oder psychische Veränderungen. Eine Umstellung der Patient:innen ist nicht so einfach möglich. Zu den SSNRI gehören zwar auch Duloxetin und Milnacipran. Doch die Arzneistoffe unterscheiden sich vor allem in ihrem Einfluss auf den Noradrenalinspiegel. Zum Vergleich: Venlafaxin besitzt eine 30-fach höhere Selektivität für Serotonin, bei Duloxetin ist es etwa das 10-Fache. Milnacipran blockiert beide Neurotransmitter gleichermaßen.
Venlafaxin: Glaukom-Gefahr
Weil unter Venlafaxin eine Mydriasis möglich ist, ist bei Patient:innen mit erhöhtem Augeninnendruck oder einem Risiko für ein akutes Engwinkelglaukom (Winkelblockglaukom) Vorsicht geboten. Die Betroffenen sollten unter Venlafaxin in puncto Glaukom sorgfältig überwacht werden.
Als Mydriasis wird die Pupillenweitstellung bezeichnet. In der Folge kann es zu einem akuten Glaukom kommen, das unbehandelt zur Erblindung führen kann. Betroffene leiden unter anderem unter starken Augen- und Kopfschmerzen. Auslöser ist eine akute Verlegung des Kammerwinkels durch die Iris, die beispielsweise durch Venlafaxin ausgelöst werden kann. Es kommt zu einer akuten Abflussbehinderung des Kammerwassers und in der Folge zu einer akuten Erhöhung des Augeninnendrucks. Ein Engwinkelglaukom ist ein ophthalmologischer Notfall und wird medikamentös behandelt.
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