Seit mehr als 300 Tagen läuft hierzulande die Impfkampagne gegen Corona. Zwei von drei Bürger:innen sind inzwischen vollständig immunisiert. Um die Impfkampagne zügig weiter voranzutreiben, könnte auch der Totimpfstoff von Valneva eine Rolle spielen. Zwar steht seine EU-Zulassung bisher noch aus, Studiendaten zeigen jedoch eine höhere Wirksamkeit als bei Vaxzevria (AstraZeneca).
Mehr als 55 Millionen Menschen haben sich in Deutschland gegen SARS-CoV-2 impfen lassen. Hinzu kommen knapp zwei Millionen Impflinge, die bereits eine Booster-Impfung erhalten haben. Das österreichisch-französische Unternehmen Valneva will mit seinem Totimpfstoff VLA2001 einen weiteren Beitrag im Kampf gegen die Pandemie leisten. Nun hat der Hersteller Daten seiner Phase-III-Studie vorgelegt. Und diese fallen mehr als positiv aus. So überzeugt die Vakzine offenbar nicht nur durch eine gute Verträglichkeit, sondern auch durch ihre hohe Wirksamkeit. Aber der Reihe nach.
Bei der Studie handelte es sich um eine randomisierte, vergleichende Immunogenitätsstudie mit mehr als 4.000 Teilnehmer:innen. Dabei wurde sowohl die Sicherheit und Wirksamkeit von VLA2001 untersucht als auch ein Vergleich mit Vaxzevria vorgenommen. Die gute Nachricht vorweg: Beide Vakzinen verhinderten zuverlässig schwere Verläufe von Covid-19, die in der Studie sogar vollkommen ausblieben. Dennoch kamen einige Unterschiede zum Tragen. Der Totimpfstoff zeigte eine positive Immunantwort mit hohen funktionellen Antikörperreaktionen sowie breiten T-Zell-Reaktionen und übertraf in Bezug auf den Anteil des mittleren Titers neutralisierender Antikörper den Vektorvirenimpfstoff deutlich.
Auch in Sachen Verträglichkeit hat VLA2001 die Nase vorn: „Das Verträglichkeitsprofil von VLA2001 war deutlich günstiger als das des Vergleichsimpfstoffs“, schreibt der Hersteller. Demnach haben die Studienteilnehmer:innen innerhalb der ersten sieben Tage nach der Impfung beim Totimpfstoff signifikant weniger Nebenwirkungen gemeldet. Reaktionen an der Einstichstelle traten bei 73 Prozent auf, bei den Vaxzevria-Impflingen waren es rund 91 Prozent. Ein ähnliches Verhältnis zeigt sich bei anderen unerwünschten Impfreaktionen.
VLA2001 besteht zum einen aus inaktivierten ganzen SARS-CoV-2-Viruspartikeln mit hoher S-Protein-Dichte, zum anderen aus zwei miteinander kombinierten Adjuvantien. Letztere zeigen laut dem Unternehmen zusammen einen höheren Antikörperspiegel als einzeln. Für die Impfstoff-Herstellung findet eine chemische Inaktivierung statt, sodass die native Struktur des S-Proteins erhalten bleibt. Die Vakzine wird in zwei Dosen verabreicht.
„Diese Ergebnisse bestätigen die Vorteile, die häufig mit inaktivierten Vollvirusimpfstoffen in Verbindung gebracht werden. Wir sind entschlossen, unseren differenzierten Impfstoffkandidaten so schnell wie möglich zur Zulassung zu bringen und glauben weiterhin, dass wir einen wichtigen Beitrag zum weltweiten Kampf gegen die COVID-19-Pandemie leisten können“, erklärt Thomas Lingelbach, Chief Executive Officer von Valneva. Denn der Totimpfstoff soll laut Hersteller eine Alternative Impfstofflösung für Ungeimpfte darstellen.
Nachdem das Rolling Review-Verfahren bei der britischen Arzneimittelbehörde MHRA bereits gestartet ist, bereitet sich der Hersteller aktuell auf einen Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittelbehörde vor. Außerdem sollen weitere Studien zu Auffrischimpfungen sowie zur Sicherheit und Wirksamkeit der Vakzine bei Kindern folgen.
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