„Das treibt den Blutdruck in die Höhe“ – Sätze wie diesen kennt wohl jede/r. Doch während du als PTA genau weißt, welche Werte beim Blutdruck normal sind und wann Gefahr droht, sind viele Menschen offenbar ahnungslos. Demnach weiß etwa die Hälfte der Betroffenen nichts vom eigenen Bluthochdruck.
Das Blutdruckmessen ist hierzulande in vielen Apotheken fester Service-Bestandteil und kann dank Namenslisten und Co. selbst in Zeiten von Corona fortgeführt werden. Und das ist auch gut so, denn so können die Werte von erkrankten Patient:innen stets im Blick behalten werden und du kannst im Ernstfall eingreifen. Doch Bluthochdruck betrifft inzwischen deutlich mehr Menschen als gedacht. Das Problem: Ein Großteil der Betroffenen weiß nichts von der Erkrankung. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie vom Imperial College in London in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Dafür wurden Blutdruckmess- und Behandlungsdaten von über 100 Millionen Menschen aus 184 Ländern herangezogen. Das Ergebnis: Bluthochdruck kann jede/n treffen. Inzwischen leidet weltweit etwa jede/r fünfte Mensch zwischen 30 und 79 Jahren an der Erkrankung. So lag die Zahl der Betroffenen im Jahr 2019 bei 1,3 Milliarden – rund doppelt so hoch wie vor 30 Jahren. Als wäre dies noch nicht schlimm genug, kommt hinzu, dass die Erkrankung bei schätzungsweise der Hälfte der Patient:innen unentdeckt ist und/oder bleibt. Demnach wussten den Studiendaten zufolge 580 Millionen Menschen nichts von ihrem Bluthochdruck. Bei insgesamt mehr als 700 Millionen Betroffenen blieb dieser unbehandelt oder unzureichend behandelt – mit gravierenden Folgen. „Bluthochdruck erhöht das Risiko von Herz-, Hirn- und Nierenerkrankungen erheblich und ist eine der Hauptursachen für Tod und Krankheit in der ganzen Welt“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der WHO und des Imperial College London. So verursacht Bluthochdruck pro Jahr mehr als neun Millionen Todesfälle, zeigen Daten des Robert-Koch-Instituts.
Für die Wissenschaftler:innen gleichen die neuen Studiendaten einem Armutszeugnis „Fast ein halbes Jahrhundert, nachdem wir mit der Behandlung von Bluthochdruck begonnen haben, der leicht zu diagnostizieren und mit kostengünstigen Medikamenten zu behandeln ist, ist es ein Versagen der öffentlichen Gesundheit, dass so viele Menschen mit Bluthochdruck in der Welt immer noch nicht die Behandlung erhalten, die sie brauchen.“ Sie rufen zu mehr Achtsamkeit auf, beispielsweise durch regelmäßiges Blutdruckmessen zu Hause, in Gesundheitszentren oder Apotheken.
Tipp: Um der aktuellen Entwicklung entgegenzusteuern, hat die WHO außerdem eine neue „Leitlinie für die pharmakologische Behandlung von Bluthochdruck bei Erwachsenen“ veröffentlicht. Neben Empfehlungen rund um die Medikation finden sich darin auch Hinweise „wie Ärzte und anderes Gesundheitspersonal zur Verbesserung der Erkennung und Behandlung von Bluthochdruck beitragen können“, heißt es in der Mitteilung.
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