Aller guten Dinge sind nicht immer drei. Ein Beispiel ist die Kombi aus Diuretikum, Renin-Angiotensin-System (RAS)-Blocker und nichtsteroidalem Antirheumatikum. Es besteht unter dem Triple Whammy ein erhöhtes Risiko für ein akutes Nierenversagen.
Die Nieren sind die Filteranlagen des Körpers. Wie ein Klärwerk filtern sie täglich rund 1.800 Liter Blut und befördern Gift- und Abfallstoffe über den Urin aus dem Körper. Aber die Nieren leisten noch viel mehr. Sie sorgen unter anderem für einen ausgeglichenen Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt, sind an der Blutdruckregulation beteiligt, nehmen Einfluss auf die Bildung der roten Blutkörperchen und sind für die Produktion von Hormonen und Enzymen verantwortlich. Doch verschiedene Auslöser können die Filterfunktion und die Tätigkeit der Nieren beeinflussen – so auch Arzneimittel. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin informiert über das Risiko des Triple Whammy (Dreier Schlag/Hammer).
Triple Whammy – Triple What?
Als Triple Whammy wird die Dreierkombination aus ACE-Hemmer oder Angiotensin-II-Rezeptorblocker (Sartane) sowie Diuretikum und einem nichtsteroidalen Antirheumatikum (NSAR) bezeichnet – beispielsweise Ramipril, Hydrochlorothiazid, Ibuprofen. Die Alarmglocken läuten gleich mehrfach. Zum einen, weil Ibuprofen die blutdrucksenkende Wirkung von Ramipril herabsetzen kann und zum anderen, weil das Risiko für ein akutes Nierenversagen (ANV) erhöht ist.
Der Grund: Weil jede einzelne der genannten Wirkstoffklassen unter bestimmten Umständen ohnehin in der Lage ist, ein medikamentös induziertes akutes Nierenversagen auszulösen und weil die Kombination das Risiko verstärkt. Unter dem Triple Whammy verdoppelt sich das absolute Risiko für das Auftreten eines akuten Nierenversagens gegenüber der Zweifachkombination aus NSAR und RAS-Blocker. (Die Zweierkombi erhöht das nephrotoxische Potenzial des NSAR.)
Wirkstoffcheck
- ACE-Hemmer wie Ramipril werden zur Behandlung von Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit (KHK), zur Reinfarkt-Prophylaxe und bei chronischer Herzinsuffizienz angewendet. Weil das Angiotensin Converting Enzyme blockiert wird, reduziert sich der Angiotensin II-Spiegel – die Blutgefäße weiten sich, der Gefäßwiderstand nimmt ab und das Herz muss weniger Pumpkraft aufbringen und wird geschont. ACE-Hemmer besitzen blutdrucksenkende und gefäßerweiternde Eigenschaften und greifen in das Renin-Angiotensin-System (RAS) ein.
- Diuretika wie Hydrochlorothiazid (HCT), das zur Gruppe der Thiazid-Diuretika gehört, werden unter anderem zur Behandlung von Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder Ödemen eingesetzt. HCT hemmt reversibel den Natrium-Chlorid-Cotransporter im distalen Tubulus, was zu einer Ausscheidung von Natrium samt Lösungswasser führt. Der Natrium-Kalium-Austausch führt zudem zu einer gesteigerten Kaliumausscheidung. Auf der anderen Seite kommt es im Verlauf einer Behandlung über einen längeren Zeitraum zu einer verminderten Ausscheidung von Calcium über die Nieren. Eine Hyperkalziämie, die von Müdigkeit, Depression, Arrhythmien, Knochenschmerzen oder Muskelschwäche gekennzeichnet ist, kann die Folge sein.
- NSAR wie Ibuprofen besitzen schmerzlindernde, entzündungshemmende und fiebersenkende Eigenschaften. Die Wirkung ist auf eine nicht-selektive Hemmung der Cyclooxygenasen COX-1 und COX-2 zurückzuführen.
Akutes Nierenversagen als Folge
Der Triple Whammy verursacht eine Abnahme des glomerulären Filtrationsdrucks, weil der RAS-Blocker eine Vasodilatation der abführenden Arteriole des renalen Glomerulums bewirkt und das NSAR deren Vasokonstriktion. Außerdem sorgt das Diuretikum für einen Volumenmangel. Die Folge der Effekte: akutes Nierenversagen.
Bei wem ist das Risiko am größten?
Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin liefert die Antwort. „In besonderem Maß gefährdet sind Patienten jenseits des 75. Lebensjahres sowie solche mit vorbestehender chronischer Nierenerkrankung. Dabei ist das Risiko für eine akute Verschlechterung der Nierenfunktion am höchsten innerhalb der ersten 30 Tage nach Beginn der Kombinationstherapie.“
Das Fazit der Expert:innen: „Unter einer Kombinationstherapie von Diuretika und RAS-Blockern sollen NSAR wegen des erhöhten Risikos für ein ANV nicht eingesetzt werden.“
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