Tamoxifen ist derzeit von Lieferengpässen betroffen. Verschiedene Maßnahmen sollen die Versorgung der Patient:innen sicherstellen – darunter die Möglichkeit von Importen. Außerdem werde das Bundesgesundheitsministerium (BMG) kurzfristig einen Versorgungsmangel bekanntgeben. Dabei ist die Versorgungslücke längst da, wie die Apotheken berichten.
Der Beirat für Liefer- und Versorgungsengpässe hat einstimmig verschiedene Maßnahmen zur Abmilderung der Lieferengpässe tamoxifenhaltiger Arzneimittel beschlossen. Die Expert:innen gehen davon aus, dass mit der Bekanntmachung eines Versorgungsmangels nach § 79 Absatz 5 Arzneimittelgesetz (AMG), einem bedarfsgerechten Verordnungsverhalten und einer vorgezogenen Produktion die Versorgungslücke, die ohne Kompensationsmaßnahmen spätestens Ende Februar zu erwarten wäre, vermieden werden könne, bis die neu produzierten Arzneimittel zur Verfügung stehen.
„Die Versorgungslücke ist längst da“, melden die Apotheken. „Wir können schon seit einigen Wochen kein Tamoxifen mehr beim Großhandel bestellen, egal in welcher Stärke und Packungsgröße“, berichtet eine PTA aus Berlin.
Diese Maßnahmen hat der Beirat beschlossen:
- Das BMG werde kurzfristig einen Versorgungsmangel nach § 79 Absatz 5 AMG bekanntgeben. Somit besteht die Möglichkeit, Ausnahmen von den Regelungen des AMG zu erlauben – darunter der Import tamoxifenhaltiger Arzneimittel.
- Die pharmazeutischen Unternehmer sollen ermitteln, ob und welche Arzneimittelkontingente für den deutschen Markt kurzfristig verfügbar gemacht werden können, ohne aber einen Versorgungsmangel in anderen Staaten zu erzeugen.
- Ärzt:innen sollen in den kommenden Monaten keine Rezepte für eine individuelle Bevorratung ausstellen.
- Je nach Verfügbarkeit können Ärzt:innen auch kleinere Packungsgrößen oder mit einer geringeren Stärke verordnen. „Der GKV-Spitzenverband wird die Krankenkassen informieren und empfehlen, dass in dem Zeitraum des Lieferengpasses diese Arzneimittel von den Krankenkassen den Apotheken erstattet und diese ärztlichen Verschreibungen nicht in die Wirtschaftlichkeitsprüfungen einbezogen werden sollen“, informiert das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).
- Die pharmazeutischen Unternehmer sollen prüfen, wann nach einer vorgezogenen Produktion die Versorgung wieder bedarfsgerecht möglich ist. Nach derzeitigem Kenntnisstand könnten die nachproduzierten Arzneimittel bereits Ende April 2022 zur Verfügung stehen.
- Das BfArM informiert die Öffentlichkeit über die jeweils aktuelle Situation auf seiner Homepage.
- Die Fachgesellschaften haben aktuelle Therapieempfehlungen zu Tamoxifen und möglichen Alternativen veröffentlicht.
Tamoxifen nicht lieferbar: Was ist der Grund? „Offenbar hat ein Wirkstoffhersteller die Produktion des Wirkstoffs eingestellt, da sich diese für ihn als nicht mehr wirtschaftlich darstellt. Generikaunternehmen müssen daher den Wirkstoffzulieferer wechseln. Das aber geht nicht von heute auf morgen“, teilt Aristo auf Nachfrage mit. Der daraus resultierende Lieferengpass habe dazu geführt, dass die Bestände der anderen Wirkstoffproduzenten „leergekauft“ wurden.
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