Morgens, mittags, abends, vor/nach dem Essen, mit oder ohne Flüssigkeit: Bei der Einnahme von Arzneimitteln ist so einiges zu beachten, damit die Wirkung nicht beeinträchtigt wird. Entscheidend ist auch die Körperhaltung. Aufrecht stehen oder sitzen ist dabei nicht immer die beste Option. Stattdessen sollte die Tabletteneinnahme liegend erfolgen.
Amerikanische Forschende der Johns Hopkins University haben überprüft, wie sich die Körperhaltung bei der Einnahme von Arzneimitteln auf deren Wirkung, genauer den Wirkeintritt, auswirkt. Dafür wurde mithilfe einer Computersimulation und eines 3D-Magenmodells untersucht, wie schnell sich Medikamente im Magen auflösen. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler:innen nun im Fachmagazin „Physics of Fluids“ veröffentlicht. „Wir waren sehr überrascht, dass die Körperhaltung einen so großen Einfluss auf die Auflösungsgeschwindigkeit einer Pille hat“, erklärt Studienautor Rajat Mittal in einer Pressemitteilung.
Zum Hintergrund: Je nachdem, wo eine Tablette nach der Einnahme im Magen landet, unterscheidet sich die Auflösegeschwindigkeit. Genauer: Je schneller das Medikament in den untersten Teil des Magens, das Antrum gelangt, desto schneller löst sie sich auch auf, sodass ihr Inhalt in den Dünndarm gelangt und die Wirkung früher einsetzt.
Tabletteneinnahme besser liegend?
Getestet wurden vier Körperhaltungen: aufrechtes Stehen und Sitzen sowie auf der linken oder rechten Seite liegend. Es zeigte sich: Der schnellste Wirkeintritt wurde erzielt, wenn die Tabletteneinnahme liegend erfolgte, und zwar auf der rechten Seite. In dieser Position gelangte das Medikament am tiefsten in den Magen und brauchte nur zehn Minuten bis zur Auflösung, wohingegen es auf der linken Seite fast 100 Minuten waren. In aufrechter Haltung vergingen im Schnitt 23 Minuten.
Die Forschenden überprüften außerdem, wie sich krankheitsbedingte Störungen des Magens auf die Auflösegeschwindigkeit auswirken. „Die Körperhaltung selbst hat einen so großen Einfluss, dass sie mit einer erheblichen Störung des Magens in Bezug auf die Auflösung von Pillen vergleichbar ist“, so Mittal.
Auf den Zeitpunkt kommt es an
Bei der Tabletteneinnahme ist jedoch nicht nur die Körperhaltung, sondern auch der Zeitpunkt entscheidend. Denn dieser kann ebenfalls ausschlaggebend für Wirksamkeit und Verträglichkeit und somit den Therapieerfolg sein. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Kombination mit Speisen und/oder Getränken. Während einige Arzneimittel unabhängig von den Mahlzeiten geschluckt werden können, sollten andere entweder auf nüchternen Magen oder vor, mit oder nach dem Essen eingenommen werden. Außerdem sollte die Kombination mit bestimmten Lebensmitteln im Blick behalten werden. So ist unter anderem bei Grapefruitsaft, Koffein und Milchprodukten in Kombination mit bestimmten Medikamenten Vorsicht geboten.
Doch damit nicht genug. Auch die Tageszeit ist bei der Einnahme beziehungsweise Wirkung einiger Arzneimittel von Bedeutung. Glukokortikoide und Schilddrüsenpräparate sollten am besten morgens, Statine und manche PPI dagegen bevorzugt am Abend eingenommen werden. Welcher Einnahmezeitpunkt der richtige ist, verrät ein Blick auf die Packungsbeilage.
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