Studie vs. Realität: Wie effektiv sind Abnehmspritzen?
„Spritze rein, schlanker sein“ – auch wenn vor diesem Motto schon seit Längerem gewarnt wird, erfreuen sich Abnehmspritzen zum schnellen Gewichtsverlust weiter großer Beliebtheit. Doch sind diese wirklich so effektiv, wie Studien „versprechen“? Die Realität sieht meist anders aus.
Erst zuletzt wurde die Überlegenheit von Tirzepatid-haltigen Arzneimitteln gegenüber dem Wirkstoff Semaglutid in einer Studie erneut bestätigt. Demnach kann das Twinkretin zu einem Gewichtsverlust von rund 20 Prozent führen, während es bei Semaglutid „nur“ knapp 14 Prozent waren.
Doch entscheidend ist dabei unter anderem die Anwendungsdauer. Diese lag in der Studie bei 72 Wochen, also knapp 1,5 Jahre mit regelmäßiger Behandlung. Werden die Präparate dagegen kürzer genutzt, fällt auch der Gewichtsverlust geringer aus. Und auch die Dosierung spielt eine Rolle. Somit ist klar: Zwischen Studien und Realität klafft in Sachen Effektivität von Abnehmspritzen oftmals eine Lücke. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Auswertung.
Abnehmspritzen: Gewichtsverlust in der Realität geringer
Ein Team der Cleveland Clinic in Ohio (USA) hat mehr als 7.800 Patientenakten von Personen ausgewertet, die mit Abnehmspritzen wie Ozempic (Novo Nordisk) oder Mounjaro (Lilly) behandelt wurden. Alle hatten einen BMI von im Schnitt 39 kg/m2. Die Therapie wurde zwischen 2021 und 2023 begonnen. Überprüft wurde, wie effektiv die Abnehmspritzen in der Realität waren – sprich wie viel Gewicht die Patient:innen tatsächlich verlieren konnten.
Dabei wurde klar: Im Schnitt fiel das Abnehmen mit rund 12 Prozent geringer aus als in der Studie sowie weiteren Untersuchungen „versprochen“. Hinzukommt, dass dies nur bei einer kontinuierlichen und langfristigen Therapie zu beobachten war. Wurde die Behandlung zwischen dem vierten und zwölften Monat nach dem Start abgebrochen, lag der Gewichtsverlust bei knapp 7 Prozent, bei Abbruch im ersten Quartal waren es sogar nur knapp 4 Prozent.
Hohe Abbruchrate, zu geringe Erhaltungsdosen
Nur bei einer Behandlung von mindestens einem Jahr mit einer hohen Erhaltungsdosis ließen sich die Studienergebnisse in etwa bestätigen. Das Problem: Die Therapietreue fällt gering aus. Mehr als jede/r Zweite bricht die Therapie mit Abnehmspritzen schon im ersten Jahr wieder ab, wie auch in der aktuellen Auswertung bestätigt werden konnte.
Hinzukommt, dass mehr als acht von zehn Patient:innen nach dem Therapiestart zu geringe Erhaltungsdosen von ≤ 1 mg Semaglutid oder ≤ 7,5 mg Tirzepatid pro Woche bekam. Die genauen Ursachen dafür ließen sich anhand der Daten nicht klären, die Forschenden vermuten jedoch Lieferengpässe und Unverträglichkeiten als Hintergründe. „Unsere Erkenntnisse über die tatsächlichen Anwendungsmuster dieser Medikamente und die damit verbundenen klinischen Ergebnisse könnten die Entscheidungen von Gesundheitsdienstleistern und ihren Patienten hinsichtlich der Rolle des Behandlungsabbruchs und der Erhaltungsdosis bei der Erzielung klinisch bedeutsamer Gewichtsreduktionen beeinflussen“, so die Forschenden.
Doch damit nicht genug. Denn nicht nur der Gewichtsverlust fiel mit den Abnehmspritzen in der Realität geringer aus, sondern auch die Kontrolle des Blutzuckerspiegels.
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