Eine Blasenentzündung kommt selten allein. Genau sind viele Menschen mindestens einmal pro Jahr betroffen. Zur Behandlung und Vorbeugung wiederkehrender Harnwegsinfekte kommt unter anderem eine Impfung mit Strovac (Enterobakterienimpfstoff, inaktiviert; Strathmann) ins Spiel. Doch der Nutzen ist offenbar fraglich.
Bei der Immunisierung mit Strovac handelt es sich um eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL), denn sie wird von den Krankenkassen nicht erstattet. Außerdem findet sich in der Leitlinie keine eindeutige Empfehlung zu einer entsprechenden Behandlung. Dennoch kommt die Immunisierung oftmals als Selbstzahlerleistung ins Spiel. Im Rahmen einer Analyse des IGeL-Monitors vom Medizinischen Dienst Bund wurden nun Schaden und Nutzen der Impfung mit Strovac zum Schutz vor wiederkehrenden Harnwegsinfekten untersucht.
Strovac ist zugelassen zur Vorbeugung und Behandlung wiederkehrender Harnwegsinfekte – vorausgesetzt, der Auslöser des Infektes ist bakteriellen Ursprungs. Der Impfstoff enthält inaktivierte Keime und kommt zur Grundimmunisierung zum Einsatz. Dazu werden drei Dosen im Absatnd von ein bis zwei Wochen verimpft. Ein Jahr später sollte mit Strovac Booster eine Auffrischimpfung verabreicht werden.
Strovac: Kein Schutz vor Rezidiven
Dafür konnten die Expert:innen lediglich die Ergebnisse einer Studie heranziehen, bei der die Wirksamkeit des Impfstoffs mit einem Placebo verglichen wurde. Dabei zeigte sich, dass in beiden Patientengruppen die Häufigkeit von Blasenentzündungen nahezu gleich war. Während sich folglich kein Nutzen der Impfung ableiten lasse, würden sich demgegenüber mögliche Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Einstichstelle, Fieber sowie weitere grippeähnliche Symptome und damit ein Risiko von möglichen Schäden ergeben.
Daher wird die Frage „Kann eine Impfung mit dem Impfstoff Strovac gegen wiederkehrende Harnwegsinfektionen, umgangssprachlich Blasenentzündungen, helfen?“ mit „tendenziell negativ“ beantwortet. Denn der mögliche Schaden wiege geringfügig schwerer als der Nutzen.
Immunprophylaxe: Nutzen überwiegt Risiken
Auch die vorbeugende Behandlung mit Uro-Vaxom haben die Expert:innen unter die Lupe genommen. Das Arzneimittel steht in Kapselform als Immunprophylaxe gegen wiederkehrende und chronische Blasenentzündungen zur Verfügung. Enthalten sind Zellwandbestandteile von Escherichia coli und weiteren Bakterienstämmen, die Auslöser von Blasenentzündungen sein können. Die Einnahme soll dazu beitragen, dass das Immunsystem diese bekämpft. Zur Grundimmunisierung wird drei Monate lang täglich eine Kapsel eingenommen, als Auffrischung kann drei Monate nach abgeschlossener Grundimmunisierung über zehn Tage täglich eine Kapsel in drei aufeinanderfolgenden Monaten eingenommen werden.
Auf Basis der vorliegenden Daten aus zehn Studien konnte dabei ein Nutzen festgestellt werden, wohingegen mögliche Schäden nicht beobachtet wurden, auch wenn vor Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden und Co. in den Fachinformationen gewarnt wird. Somit lautet die Bewertung der Immunprophylaxe „tendenziell positiv“, weil der Nutzen den Schaden geringfügig überwiege.
Übrigens: Studiendaten zufolge kann auch die in der S3-Leitlinie empfohlene Behandlung mit D-Mannose Rezidiven bei Cystitis kaum vorbeugen.
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