Indikationscheck: Blasenentzündung
Die Qual der Wahl
Eine Blasenentzündung ist unangenehm. Fast jede zweite Frau ist mindestens einmal im Jahr betroffen. Gefühlt treten die Beschwerden immer freitags oder am Wochenende auf, wenn kein Arzt geöffnet hat. Hilfe kommt aus der Apotheke.
Das sind die Symptome:
- Brennen beim Wasserlassen
- häufiger Harndrang trotz geringer Urinmengen
- Krämpfe
- trüber Urin
- Blut im Urin? Ab zum Arzt
Das können die Ursachen sein:
Auslöser einer Cystitis können beispielsweise Bakterien sein. Escherichia coli verursacht meist unkomplizierte Infekte. Enterokokken, Staphylokokken und Pseudomonas können für komplizierte Harnwegsentzündungen verantwortlich sein.
Ein erhöhtes Risiko für eine Cystistis stellen beispielsweise Diabetes, eine übertriebene Intimhygiene, bestimmte Arzneimittel, Östrogenmangel in den Wechseljahren, Katheterisierung oder häufiger Geschlechtsverkehr dar.
Leiden die Betroffen unter häufigem Wasserlassen mit nur geringen Harnmengen und sind keine funktionellen oder anatomischen Anomalien im Harntrakt vorhanden und liegt keine Nierenfunktionsstörungen vor, spricht man von einer unkomplizierten Harnwegsinfektion.
Hilfe aus der Apotheke:
Im Rahmen der Selbstmedikation stehen verschiedene Präparate zur Verfügung. In die S3-Leitlinie wurden pflanzliche Arzneimittel und Mannose aufgenommen.
Bärentraubenblätter enthalten Arbutin, das antibakterielle und desinfizierende Eigenschaften besitzt.
Vorsicht: Arbutin wird im Körper zu Hydrochinon umgewandelt, welches als leberschädigend und krebserregend eingestuft wird. Daher sollten die Präparate nur kurzzeitig und laut Leitlinie maximal einen Monat pro Jahr angewendet werden. Die Gebrauchsinformationen liefern den Hinweis auf die Anwendungsbeschränkung. Die Produkte sollten nicht länger als 1 Woche und nicht häufiger als fünfmal im Jahr angewendet werden. Präparate mit Bärentraubenblättern sind unter anderem Arctuvan (Klinge), Cystinol akut Dragees (Schaper & Brümmer) und Uvalysat Bürger (Johannes Bürger Ysatfabrik) sowie der Tee von Sidroga.
Goldrutenkraut besitzt diuretische, spasmolytische und antiphlogistische Eigenschaften und ist in Tees oder Kapseln sowie in Kombination mit Bärentraubenblättern enthalten.
Canephron N und Canephron Uno (Bionorica) sind als traditionelle pflanzliche Arzneimittel zur unterstützenden Behandlung und Ergänzung spezifischer Maßnahmen bei leichten Beschwerden entzündlicher Erkrankungen der ableitenden Harnwege indiziert. Enthalten sind Tausendgüldenkraut-, Liebstöckel- und Rosmarinpulver. Canephron N enthält je 18 mg, Canephorn ist doppelt so stark.
Die Kombination aus Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel (Angocin, Repha) wird ebenfalls in der S3-Leitlinie aufgeführt. Senfölen werden antibakterielle und antivirale Eigenschaften zugesprochen.
D-Mannose soll die Bakterien ummanteln und verhindern, dass sich diese in den Schleimhäuten anheften können. Mit dem Urin werden dann D-Mannose und eingeschlossene Bakterien ausgespült. Der Zucker wird vom Körper nicht resorbiert. D-Mannose kann bei häufig rezidivierender Cystitis der Frau laut Leitlinie empfohlen werden. Enthalten ist Mannose beispielsweise in Femannose N (Klosterfrau), Arctuvan Mannose (Klinge), UroCys (Hübner) sowie Femalac (Apogepha).
Die Experten können Cranberry-Präparate zwar keine Empfehlung aussprechen, weil die Studienergebnisse widersprüchlich sind. Dennoch werden Cranberry-Präparate als Kapseln, Pulver oder Saft bei unkomplizierten Blasenentzündungen eingesetzt.
Bei allen unkomplizierten Harnwegsinfekten steht neben der Schmerzlinderung, zum Beispiel mit Ibuprofen, vor allem die Durchspülungstherapie im Vordergrund. Blasen- und Nierentees sollen die Harnmenge erhöhen.
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