Skorbut ist auch als Seefahrerkrankheit bekannt, die eigentlich als längst überwunden gilt – zumindest in der Theorie. Denn nach wie vor kann ein Vitamin C-Mangel mit schweren Folgen verbunden sein, wie ein aktueller Fallbericht zeigt.
Vitamin C – Ascorbinsäure – ist essentiell für den Körper. Denn das Antioxidans schützt unter anderem vor Zellschäden und ist am Aufbau von Knochen, Bindegewebe und verschiedenen Stoffwechselvorgängen beteiligt. Doch das Vitamin kann weder im Körper gespeichert noch selbst gebildet werden. Der tägliche Bedarf kann jedoch in der Regel über die Nahrung gedeckt werden und ein Mangel ist in Industrieländern kaum noch zu finden, heißt es von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Doch ein Fallbericht aus dem Canadian Medical Association Journal belegt, dass es auch heutzutage weiterhin zu Vitamin C-Mangel mitsamt Skorbut kommen kann.
Skorbut gilt als pathologische Manifestation eines längerfristigen – meist mehr als acht Wochen andauernden – Vitamin C-Mangels. Die Erkrankung zeigt sich durch Mangelerscheinungen wie eine schlechtere Wundheilung, Gelenkschmerzen, Infektionen, erhöhte Blutungsneigung in der Haut, Schleimhäuten, Muskulatur und inneren Organen sowie Zahnausfall. Die Aufnahme von 10 mg Vitamin C pro Tag kann laut der DGE Skorbut verhindern.
Möglichen Vitamin C-Mangel im Blick haben
In einem Krankenhaus in Toronto wurde eine 65-jährige Patientin eingeliefert, die an Mobilitätsproblemen litt und sozial isoliert lebte. Sie klagte über seit mehr als einer Woche bestehende zunehmende Beinschmerzen und -schwäche. Dies wurde zunächst mit einem zeitweisen Hinken aufgrund einer arteriellen Verschlusskrankheit erklärt, denn es lagen entsprechende Risikofaktoren wie Rauchen, eine arterielle Hypertonie und Dyslipidämie vor. Doch an den Beinen zeigten sich weitere Symptome wie Hautläsionen und eine Verfärbung der Haut. Diese wurde als Einblutung in das Gewebe identifiziert, die auch noch in weiteren Körperregionen auftrat, darunter am Zahnfleisch.
Im Rahmen der weiteren Untersuchung wurde ein unter der Nachweisgrenze liegender Vitamin C-Spiegel als Ursache identifiziert. Die Patientin wurde entsprechend über 14 Tage mit 1.000 mg/Tag Vitamin C behandelt – zunächst intravenös, danach zur oralen Einnahme. Grund für den Vitamin C-Mangel war eine einseitige Ernährung – genau Fertigsuppen, Thunfisch aus der Dose, Weißbrot und Schmelzkäse.
Zwar gilt Skorbut inzwischen als seltene Erkrankung, doch diese ist weiter verbreitet, als oft angenommen, wie Studien aus den USA, Großbritannien und Frankreich belegen. Demnach kann je nach sozialem Status bis zu jede/r Vierte betroffen sein. Aufgrund der vor allem zu Beginn meist unspezifischen Symptome wie Müdigkeit, Kurzatmigkeit und Schwäche werde eine Hypovitaminose C jedoch oftmals nur schwer erkannt. Die Ärzt:innen mahnen daher zur Wachsamkeit und appellieren, bei entsprechenden Symptomen auch einen Vitamin C-Mangel als Ursache in Betracht zu ziehen, insbesondere bei Raucher:innen und älteren Menschen.
Übrigens: Als Referenzwerte für eine angemessene Versorgung gilt eine Plasmakonzentration zwischen 0,4 bis 2,0 mg/dL Vitamin C. Bereits ab Werten von <20 µmol/l können Symptome einer Unterversorgung auftreten. Von einem Mangel ist ab Konzentrationen von <10 µmol/l die Rede.
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