Schwangerschaftsübelkeit: Ursache entschlüsselt
Etwa drei von vier werdenden Müttern leiden unter Schwangerschaftsübelkeit, vor allem im ersten Trimenon. Doch die genaue Ursache dafür war bisher nicht geklärt. Bis jetzt. Forschende wollen den Grund gefunden haben.
Vor allem die ersten Monate der Schwangerschaft sind für viele werdende Mütter mit unangenehmen Begleiterscheinungen verbunden. Stichwort Schwangerschaftsübelkeit. Diese tritt in der Regel ab der fünften Woche auf, kann unterschiedlich stark ausfallen und bis zum vierten Monat oder selten über die komplette Schwangerschaft andauern. Vor allem morgens macht die Übelkeit Frauen zu schaffen. In einigen Fällen entwickelt sich Hyperemesis gravidarum, eine schwere Form der Schwangerschaftsübelkeit, die eine Behandlung im Krankenhaus notwendig macht.
Der Grund wird meist auf die Hormone zurückgeführt. Die genauen Ursachen für Schwangerschaftsübelkeit waren bisher jedoch nicht vollständig geklärt. Ein internationales Forscherteam sorgt nun für Klarheit. Demnach soll das Hormon GDF15 der Übeltäter sein.
GDF-15 gehört zu den Wachstumsfaktoren beta (TGF-β) beziehungsweise den Wachstumsdifferenzierungsfaktoren (GDF) und ist an der Regulierung von Entzündungsprozessen und Apoptosevorgängen beteiligt.
Schwangerschaftsübelkeit: Hormone als Ursache
Das Team aus Wissenschaftler:innen der University of Cambridge, der University of Southern California und weiteren Instituten hat für seine Studie die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen – in Zellkulturen, im Tiermodell sowie durch massenspektrometrische und humangenetische Analysen bei Schwangeren – analysiert. Dabei zeigte sich, dass das in der fetalen Plazenta produzierte Hormon eine entscheidende Rolle für die Entwicklung von Schwangerschaftsübelkeit spielt. Auch wie stark diese ausfällt, wird von GDF15 beeinflusst. Wichtig ist dabei neben der Hormonkonzentration auch die Empfindlichkeit gegenüber seinem übelkeitserregenden Effekt. „Das heranwachsende Baby produziert ein Hormon in einer Konzentration, die die Mutter nicht gewohnt ist. Je empfindlicher sie auf das Hormon reagiert, desto mehr leidet sie an Schwangerschaftsübelkeit“, heißt es von den Forschenden.
Und auch die Exponation gegenüber dem Hormon vor der Schwangerschaft hat einen Einfluss. Denn GDF15 wird unabhängig von einer Schwangerschaft in geringen Mengen auch in anderen Geweben des Körpers gebildet. Je niedriger der allgemeine Spiegel ist, desto größer die Gefahr einer späteren Schwangerschaftsübelkeit, so die Studie weiter. Zusätzlich kann eine spezielle genetische Variante das Risiko erhöhen. Frauen, die unter Beta-Thalassämie leiden, haben dagegen ein geringeres Risiko für Schwangerschaftsübelkeit.
„Da wir jetzt die Ursache der Hyperemesis gravidarum verstehen, sind wir hoffentlich der Entwicklung wirksamer Behandlungen einen Schritt näher gekommen.“ Um beispielsweise Schwangerschaftsübelkeit vorzubeugen, könnten Frauen mit Kinderwunsch womöglich vor der Schwangerschaft GDF15 ausgesetzt werden, um eine Toleranz aufzubauen, schlagen die Forschenden vor.
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