Schätzungsweise 75 Prozent der werdenden Mütter leiden im ersten Trimenon unter Schwangerschaftsübelkeit. Warum es zu dieser unangenehmen Begleiterscheinung kommt, ist bislang nicht vollständig geklärt. Nicht ganz unschuldig scheinen die Hormone zu sein. Der schwarze Peter geht an Estrogen und hCG.
Von der fünften bis zur zwölften Woche
Übelkeit gehört zu den ersten Anzeichen der Schwangerschaft und tritt meist ab der fünften Woche auf. Wie stark das Unwohlsein ist, ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Einige Schwangere sind gar nicht betroffen. Treten Übelkeit und Erbrechen auf, können die Beschwerden bis zum vierten Monat andauern. Einige wenige Frauen leiden die gesamte Schwangerschaft unter Übelkeit. Diese fragt nicht nach der Uhrzeit und kann sowohl morgens als auch mittags oder abends auftreten. Wobei ein Großteil der Schwangeren eine morgendliche Übelkeit beschreibt. Zähneputzen oder Frühstücken können eine echte Herausforderung sein.
Der Einfluss der Hormone
Auch wenn die genaue Ursache noch nicht eindeutig geklärt ist, wird den Hormonen eine entscheidende Rolle zugesprochen. Denn zu Beginn der Schwangerschaft schießt die Hormonproduktion über. Estrogen und das humane Choriongonadotropin (hCG) erleben einen massiven Anstieg. Vor allem hCG wird eine entscheidende Rolle zugesprochen. Der Spiegel steigt vor allem in den ersten Schwangerschaftswochen stark an. Hat er in den Wochen acht bis zehn sein Maximum erreicht, fällt er wieder ab. Zeitgleich bessert sich in der Regel auch die Übelkeit. Vermutlich beeinflusst hCG die Verdauung sowie den Geruchs- und Geschmackssinn. Das erklärt, warum Schwangere bestimmte Gerüche und Geschmäcker unterschiedlich wahrnehmen oder gar bestimmte Lebensmittel ganz meiden.
Vor etwa drei Jahren zeigten Studienergebnisse einen Zusammenhang zwischen Schwangerschaftsübelkeit und einer Art Schutz vor Fehlgeburten. So hatten Frauen, die in den ersten Wochen nach der Befruchtung unter Übelkeit litten, ein geringeres Risiko für eine Fehlgeburt. Schon seit langem wurde spekuliert, dass die Übelkeit eine Art Warnsignal ist, das die werdenden Mütter am Verzehr bestimmter Speisen hindert, die möglicherweise ein Risiko für den Säugling sein können. Auf der anderen Seite ermöglicht die Übelkeit den Frauen, mehr Kohlenhydrate zu verzehren und so ausreichend Energie für die Schwangerschaft zu haben.
Übelkeit für das Baby nicht übel
Das Baby und dessen Entwicklung werden von der Schwangerschaftsübelkeit und eventuellem Erbrechen nicht negativ beeinflusst. Der Körper ist auf das Unwohlsein vorbereitet und das Ungeborene im Bauch vom umgebenden Fruchtwasser geschützt. Müssen sich Frauen jedoch bis zu fünfmal täglich übergeben, ist unbedingt ein Arzt zu Rate zu ziehen. Der große Flüssigkeits- und Elektrolytverlust kann in einer Dehydratation enden. In sehr seltenen Fällen ist eine Hyperemesis Gravidarum möglich.
Was hilft gegen die Übelkeit?
Akupressur
Akupressurbänder können durch Druck auf den P6 Punkt – den sogenannten Nei-Kuan – am Handgelenk Schwangerschaftsübelkeit mindern. Die Bänder enthalten keinerlei Arzneistoffe und müssen an beiden Handgelenken getragen werden. Zum richtigen Anlegen werden die mittleren drei Finger auf die Innenseite des Handgelenks gelegt. Der Ringfinger sollte dabei auf der Gelenkfalte liegen. Der P6 Punkt befindet sich zwischen den mittleren Sehnen genau am unteren Rand des Zeigefingers und genau da muss die Plastikkappe auch hin.
Kleine Mahlzeiten
Wer unter Schwangerschaftsübelkeit leidet, sollte mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich nehmen. So kann der Blutzuckerspiegel konstant gehalten werden. Daher empfiehlt es sich auch, den ersten kleinen Snack im Bett einzunehmen. Ist am Morgen der Magen leer und der Blutzuckerspiegel niedrig, kann die Übelkeit stark sein.
Vitamin B6
Bei der Regulierung der Hormontätigkeit hat Vitamin B6 eine entscheidende Rolle. Außerdem wird diskutiert, dass sich das Pyridoxalphosphat – die zentrale Coenzymform des Vitamins – an einen Lysinrest des Hormon-Rezeptor-Proteins der Steroide bindet und so hormonbedingte Wirkungen unterdrücken kann.
Bewegung
Spaziergänge an der frischen Luft können den Stoffwechsel in Schwung bringen und die Übelkeit lindern. Auch Sportarten wie Yoga oder Shiatsu können sich positiv auf die Beschwerden auswirken.
Viel trinken
Auch wenn es unter Umständen schwerfällt: Schwangere sollten trotz Übelkeit viel trinken. Stilles Wasser oder Kräutertees sollten bevorzugt werden. Süße, saure oder kohlensäurehaltige Getränke sollten besser gemieden werden. Auch frischer Ingwertee oder das Kauen der Wurzel kann die Übelkeit lindern.
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