Gestationsdiabetes gehört zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen während der Schwangerschaft. Um die damit verbundenen Risiken einzudämmen, wird mitunter die Gabe von Insulin notwendig. Doch kann auch Metformin eine Behandlungsoption bei Schwangerschaftsdiabetes werden?
Knapp eine von zehn Frauen entwickelt während der Schwangerschaft Gestationsdiabetes. Der Blutzuckerspiegel der Patientinnen steigt, weil die Glukoseverwertung im Körper gestört ist. Es entwickelt sich ein Insulinmangel. Oft bleibt die Erkrankung zunächst symptomlos und daher unbemerkt. Mit einer Ernährungsumstellung und Bewegung können werdende Mütter gegensteuern, doch mitunter wird auch eine Insulingabe notwendig. Forschende aus Irland bringen nun Metformin als mögliche Behandlungsoption bei Schwangerschaftsdiabetes ins Spiel. Dadurch soll die Notwendigkeit von Insulin eingedämmt werden.
Metformin gehört zu den Biguaniden und kommt bei Typ-2-Diabetes zum Einsatz, wenn Diät und Gewichtsreduktion trotz körperlicher Aktivität nicht ausreichen, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Denn der Wirkstoff hemmt die Glukosebildung in der Leber und verzögert deren Aufnahme im Darm. Metformin verbessert die Insulinwirkung und die Insulinempfindlichkeit der Muskulatur, die Insulinausschüttung wird vermindert und das Hungergefühl der Patient:innen nimmt ab.
Metformin bei Schwangerschaftsdiabetes: Weniger Insulingaben notwendig
Wissenschaftler:innen der Universität Galway (Irland) haben eine randomisierte, placebokontrollierte Studie an Frauen mit Gestationsdiabetes durchgeführt, um den Effekt von Metformin als Behandlungsoption zu überprüfen. Denn das Arzneimittel wurde zwar bereits in Studien mit Insulin verglichen und für wirksam befunden, kommt jedoch aufgrund der Sorge vor negativen Folgen für das Ungeborene bisher nicht bei Schwangerschaftsdiabetes zum Einsatz. Stattdessen kommt traditionell neben einer Lebensstiländerung auch eine Insulingabe ins Spiel, wenn sich die Zuckerwerte nicht normalisieren. Doch die Behandlung sei mit Folgen wie Unterzuckerungen bei Mutter und Kind, einer übermäßigen Gewichtszunahme sowie einem höheren Risiko für Bluthochdruck und Präeklampsie verbunden. Daher suchten die Forschenden nach einer sicheren und wirksamen Alternative.
Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler:innen unter anderem beim Kongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) 2023. Dabei zeigte sich: Wurden Frauen, die unter Schwangerschaftsdiabetes litten, ab der Diagnose bis zur Entbindung mit maximal 2.500 mg Metformin pro Tag behandelt, konnten verbesserte Blutzuckerwerte im Vergleich zu Placebo beobachtet werden. Demnach lagen die Nüchtern- und Nach-Mahlzeit-Zuckerwerte der werdenden Mütter in den Schwangerschaftswochen 32 und 38 in der Metformin-Gruppe deutlich niedriger. Auch die Gewichtszunahme fiel unter der Therapie geringer aus, und zwar bei Müttern und Babys. Hinzukommt, dass unter dem Arzneimittel seltener eine Insulingabe notwendig wurde. Unerwünschte Wirkungen wie eine steigende Zahl von Frühgeburten oder intensivmedizinischen Behandlungen konnten dagegen nicht beobachtet werden.
„Metformin hat sich als wirksame Alternative für die Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes erwiesen und bietet neue Hoffnung für werdende Mütter und Gesundheitsdienstleister weltweit“, lautet das Fazit der Forschenden. Hierzulande ist Metformin während der Schwangerschaft allerdings bisher nicht zugelassen.
Ob Metformin auch zur Diabetes-Prävention zum Einsatz kommen sollte, erfährst du hier.
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