Wird Salicylsäure in Rizinusöl angerieben, löst sie sich gut. Doch es gibt ein Problem. Wird die eigentliche Grundlage hinzugegeben, kann es zur Auskristallisation der Salicylsäure kommen.
Salicylsäure ist aus der Rezeptur nicht wegzudenken. Denn 2-Hydroxybenzoesäure ist einer der am häufigsten in dermatologischen Zubereitungen verarbeitete Wirkstoff. Bei der Verarbeitung gibt es verschiedene Herausforderungen. Ein Beispiel ist die Kristallbildung. Die weiße, kristalline Substanz ist in Wasser bei einer Temperatur von 20 Grad schwer und in Ethanol und Isopropanol leicht löslich. Aufgrund der schlechten Löslichkeit in Wasser liegt Salicylsäure in wasserhaltigen Grundlagen wie anionischer hydrophiler Creme suspendiert vor. In flüssigen Ölen ist die Löslichkeit von der Polarität des Lipids abhängig – Rizinusöl 12 Prozent, Octyldodecanol 8 Prozent, Mittelkettige Triglyceride 4,8 Prozent, Dickflüssiges Paraffin weniger als 0,1 Prozent.
Halbfeste Zubereitung: Salicylsäure besser ohne Rizinusöl
Für die Herstellung halbfester Zubereitungen sollte bevorzugt Salicylsäure in mikronisierter Form eingesetzt werden. Bei der Herstellung mit Fantaschale und Pistill ist die Anreibung das A und O. Rizinusöl kommt dafür nicht zum Einsatz. Der Grund: Wird Salicylsäure in gut lösenden Substanzen wie Rizinusöl angerieben, besteht die Gefahr, dass bei Zugabe der Grundlage die zuvor gelöste Substanz in Form von Kristallen ausfällt – Gleiches gilt unter Wärmeanwendung sowie beim Lösen in Alkoholen oder Tensiden.
Die bessere Wahl ist das Anreiben mit der Grundlage oder einem Anreibemittel mit schlechtem Lösungsverhalten wie Vaseline oder dickflüssigem Paraffin. Dabei wird so viel Paraffin wie nötig verwendet – bis alle Teilchen mit dem Anreibemittel benetzt und keine Agglomerate mehr sichtbar sind.
Um eine möglichst kleine Teilchengröße in der halbfesten Zubereitung zu erreichen, wird der Einsatz des Dreiwalzenstuhls empfohlen. Es gilt außerdem zu beachten, dass Salicylsäure bei Einarbeitung in hydrophile Grundlagen aufgrund der erhöhten Löslichkeit zu schnellerem Kristallwachstum neigt. Daher lautet hier die Empfehlung, die Haltbarkeit zu begrenzen. Die Haltbarkeit von salicylsäurehaltigen Rezepturen wird in der Literatur in der Regel mit sechs Monaten angegeben. Eine zusätzliche Konservierung ist wegen der antimikrobiellen Eigenschaften nicht nötig.
Einfacher ist die Verwendung einer Salicylsäure-Verreibung. So können Anreiben und die spätere Verarbeitung im Dreiwalzenstuhl entfallen. Werden Rezepturkonzentrate verwendet, ist gegebenenfalls der Einwaagekorrekturfaktur zu berücksichtigen. Außerdem ist daran zu denken, dass bei der Herstellung von halbfesten Zubereitungen in automatischen Rührsystemen keine Zerkleinerung der Salicylsäurepartikel stattfindet.
Salicylsäure in Isopropanol: Auf Rizinusöl kann verzichtet werden
Soll Salicylsäure beispielsweise mit Rizinusöl, Glycerol 85 Prozent und Isopropanol 70 Prozent verarbeitet werden, kann auf den Einsatz von Rizinusöl verzichtet werden, denn der Wirkstoff löst sich ohnehin in Isopropanol 70 Prozent. Würde Rizinusöl verwendet, könnte es zu einer Auskristallisation kommen und keine klare Lösung entstehen. Soll das Öl nicht aufgrund der Löslichkeit, sondern wegen der rückfettenden Eigenschaften eingesetzt werden, kann auf Octyldodecanol zurückgegriffen werden. Hierfür liefert das NRF auch eine entsprechende Vorschrift.
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