Risiko für Fehlbildungen: Kein Cotrimoxazol für Schwangere?
Sollen Schwangere mit Antibiotika behandelt werden, ist Vorsicht geboten. Das gilt besonders für den Einsatz von Trimethoprim/Sulfamethoxazol. Denn Cotrimoxazol kann das Risiko für Fehlbildungen erhöhen, wie Forschende belegen.
Cotrimoxazol ist die Fixkombi aus Trimethoprim und Sulfamethoxazol. Dem Duo werden bakterizide Eigenschaften zugesprochen, wobei die Wirkstoffe einzeln bakteriostatisch wirken. Cotrimoxazol-haltige Arzneimittel sind in verschiedenen Indikationen zugelassen. Darunter Infektionen der oberen und unteren Atemwege, Infektionen des Hals-Nasen-Ohren-Bereiches – mit Ausnahme einer durch Streptokokken ausgelösten Mandelentzündung – sowie Infektionen der Nieren und der ableitenden Harnwege. Außerdem ist die Fixkombi auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu finden.
Dass entsprechende Arzneimittel auch mit Nebenwirkungen verbunden sein können, ist bekannt. So muss künftig beispielsweise der Hinweis auf einen möglichen Kreislaufschock unter der Einnahme in den Fach- und Gebrauchsinformationen zu finden sein. Doch damit nicht genug. Denn in der Schwangerschaft angewendet kann Cotrimoxazol das Risiko für Fehlbildungen beim Kind erhöhen, bestätigt eine aktuelle Untersuchung.
Cotrimoxazol: Erhöhtes Risiko für Fehlbildungen
Cotrimoxazol-haltige Arzneimittel sollten in der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden, heißt es in den Fachinformationen verschiedener Präparate. Denn: Obwohl bisherige Erfahrungen zwar keine Hinweise auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko liefern, könnte dieses dennoch bestehen. Der Grund: Die Wirkung der Fixkombi auf den Folsäurestoffwechsel.
Dies bestätigen nun aktuelle Studienergebnisse eines Forscherteams vom Vanderbilt University Medical Center Nashville (USA). Wurden entsprechende Präparate bei Harnwegsinfektionen eingesetzt, ergab sich im Vergleich zur Behandlung mit Betalactamen ein höheres Risiko für das Ungeborene. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung von mehr als 71.600 schwangeren Frauen, die im ersten Trimester mit Antibiotika behandelt wurden.
Mehr als 1.500 Kinder kamen mit Fehlbildungen zur Welt, rund die Hälfte davon betraf das Herz. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede nach Wirkstoff. Unter Cotrimoxazol war das Risiko von Fehlbildungen mit 26,9 von 1.000 Säuglingen am höchten, unter Betalactamen mit 19,8/1.000 am niedrigsten.
„In dieser Kohortenstudie zur Antibiotikaexposition im ersten Trimester war das Risiko für Fehlbildungen, schwere Herzfehlbildungen, andere Herzfehlbildungen sowie Lippen-Kiefer-Gaumenspalten bei Säuglingen, die Trimethoprim/Sulfamethoxazol ausgesetzt waren, höher als bei Säuglingen, die Betalactam-Antibiotika erhielten“, so das Fazit.
Daher sollten die Empfehlungen in den Fachinformationen ernst genommen und entsprechend berücksichtigt werden, so der Appell.
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