Über die Anwendung von Antibiotika in der Schwangerschaft wird immer wieder diskutiert – vor allem aufgrund möglicher gesundheitlicher Folgen für das Ungeborene. Forschende weisen nun auf ein erhöhtes Risiko für Dermatitis beim Nachwuchs unter einer Antibiotika-Exposition hin.
Antibiotika gehören zu den Mitteln der Wahl bei verschiedenen Erkrankungen, die durch Bakterien verursacht werden. Denn je nach Wirkstoff haben sie bekanntlich bakterizide oder bakteriostatische Eigenschaften. Doch was gilt bei der Einnahme für Schwangere? Liegt eine bakterielle Infektion vor, ist eine adäquate und konsequente Behandlung mit Antibiotika notwendig, und zwar auch in der Schwangerschaft, stellt das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin (Embryotox) klar. Der Grund: Die Infektion kann nicht nur für die Mutter, sondern auch für das Ungeborene und den weiteren Verlauf der Schwangerschaft zur Gefahr werden.
Schwangere sollten daher entsprechend über die Notwendigkeit einer Antibiose aufgeklärt werden. Eine Therapie ist den Expert:innen zufolge auch bei asymptomatischen bakteriellen Infektionen angezeigt. Mittel der Wahl sind Betalactam-Antibiotika, wobei Penicilline und Cephalosporine als am besten untersucht gelten. Kommt es zu schweren Krankheitsverläufen, könnten außerdem auch schlechter erprobte oder für die Schwangerschaft suspekte Antibiotika erforderlich werden. Denn der Nutzen überwiege in diesen Fällen meist die Risiken, so Embryotox.
Doch ein internationales Forscherteam hat nun herausgefunden, dass die Einnahme von Antibiotika in der Schwangerschaft das Risiko für Hauterkrankungen beim Kind erhöhen kann.
Antibiotika in der Schwangerschaft: Studien zeigen erhöhtes Dermatitis-Risiko
Genau fanden die Forschenden heraus, dass das Risiko für das Auftreten der seborrhoischen Dermatitis bei Kindern, die im Mutterleib Antibiotika ausgesetzt waren, erhöht ist. Dafür wurden die Daten von mehr als einer Million Mutter-Kind-Paaren herangezogen. Die Kinder wurden über rund zehn Jahre nachbeobachtet. Dabei hatte der Zeitpunkt der Schwangerschaft, zu dem das Antibiotikum eingenommen wurde, keinen Einfluss auf das Ergebnis. Untersucht wurde außerdem, unter welchen Antibiotika in der Schwangerschaft die Gefahr am größten zu sein scheint. Demnach traten die häufigsten Dermatitis-Erkrankungen unter der Anwendung von Penicillinen auf.
Bei der seborrhoischen Dermatitis handelt es sich um eine entzündliche Hauterkrankung, die durch eine vermehrte Talgproduktion gekennzeichnet ist, die sich mitunter in der Bildung gelber, fettiger Schuppen zeigt. Bei Säuglingen ist die Erkrankung auch unter der Bezeichnung Kopfgneis bekannt und in der Regel selbstlimitierend.
Den Grund für das erhöhte Risiko durch Antibiotika in der Schwangerschaft sehen die Forschenden in der Beeinflussung der Besiedelung des Hautmikrobioms bei Neugeborenen, wodurch die Entstehung einer Dermatitis gefördert werden kann.
Auch in einer Studie aus dem letzten Jahr konnte bereits gezeigt werden, dass Kinder, die im Mutterleib Antibiotika ausgesetzt waren, ein um zwischen 20 und 40 Prozent erhöhtes Risiko für Dermatitis aufwiesen. Wurden ihnen selbst in den ersten drei Lebensmonaten Antibiotika verabreicht, stieg das Dermatitis-Risiko sogar um 40 bis 80 Prozent.
Übrigens: Erst kürzlich hat eine weitere Untersuchung gezeigt, dass einige Antibiotika verstärkt zu Hautreaktionen führen können. Auch dabei gehören Penicilline zu den häufigen Auslösern.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Suizidgedanken: EMA prüft Finasterid
Der Wirkstoff Finasterid findet bei Männern in verschiedenen Indikationen und Darreichungsformen Anwendung. Ob unter der Behandlung mit Finasterid Suizidgedanken und/oder …
Sinusitis: Was hilft wirklich?
Die Nase ist dicht – und Stirn, Augen oder Wangen schmerzen dumpf: Das ist typisch für eine Entzündung der Nasennebenhöhlen. …
Masern: Nach dem Schnupfen kommt der Ausschlag
Mehr als 550 Fälle von Masern wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) in diesem Jahr bereits gemeldet, heißt es im Epidemiologischen Bulletin …