Risiko für Entwicklungsstörungen: Kein Cortison für Schwangere?
Glucocorticoide kommen unter anderem zur Behandlung von Allergien, rheumatischen Krankheiten sowie Autoimmunerkrankungen zum Einsatz. Doch weil durch die Behandlung Entwicklungsstörungen beim Ungeborenen drohen können, sollten Schwangere auf Cortison und Co. besser verzichten, oder?
In einer Studie haben Forschende aus Dänemark überprüft, ob sich der vorherrschende Verdacht, dass die Gabe von Glucocorticoiden bei werdenden Müttern zu psychischen und neurologischen Störungen bei Kindern führen kann, bestätigen lässt. Ihr Ergebnis: Ja. Bei der Behandlung von Schwangeren mit Cortison ist daher zwar Vorsicht geboten, ein Verzicht ist jedoch nicht automatisch die passende Option.
Glucocorticoide gibt es zur oralen, dermalen und inhalativen Therapie. Die Wirkstoffe sind vom körpereigenen Cortisol, das in der Nebennierenrinde produziert wird, abgeleitet. Glucocorticoide besitzen entzündungshemmende, immunsuppressive und antiallergische Eigenschaften und unterliegen zudem dem zirkadianen Rhythmus – die maximale Produktion erfolgt in den Morgenstunden, während die Produktion in der Nacht nur minimal ist. Mehr zum entzündungshemmenden Wirkmechanismus von Cortison erfährst du hier.
Die Studie
Für ihre Studie analysierten die Forschenden der Universität Aarhus Daten von mehr als einer Million Kindern, die zwischen 1996 und 2016 geboren wurden. Verglichen wurde die Entwicklung von denjenigen, deren Mütter während der Schwangerschaft mit Glucocorticoiden behandelt wurden, mit der von Kindern ohne pränatale Exposition. Gründe für die Behandlung waren entweder eine Autoimmun- oder entzündliche Erkrankung oder das Risiko einer Frühgeburt. Die Kinder wurden über mehrere Jahre beobachtet und dabei die Häufigkeit des Auftretens psychischer und neurologischer Störungen überprüft.
Das Ergebnis: Wurden Schwangere mit Cortison behandelt, stieg die Gefahr leicht an, dass sich beim Kind später autistische Erkrankungen, eine geistige Behinderung, eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung oder Angsterkrankungen entwickelten.
Cortison für Schwangere: Nutzen und Risiken abwägen
Einen möglichen Grund sehen die Forschenden darin, dass die systemische Gabe von Glucocorticoiden bei Schwangeren dazu führen kann, dass die Wirkstoffe in den Kreislauf des Babys gelangen und so die Hirnentwicklung beeinträchtigen, wodurch psychische und neurologische Störungen entstehen. Demgegenüber trägt körpereigenes Cortisol zur normalen Hirnentwicklung beim Fötus bei.
Die Forschenden plädieren daher für einen umsichtigen Einsatz von Glucocorticoiden wie Cortison bei Schwangeren, appellieren jedoch zugleich, dass der Verzicht auf die jeweiligen Wirkstoffe bei entsprechenden Erkrankungen ebenfalls schwere Folgen haben kann. Daher sollte stets eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Analyse durchgeführt werden. Dies wird auch in den Fachinformationen einiger Glucocorticoid-haltiger Präparate empfohlen. Zudem wird vor möglichen Wachstumsstörungen beim Kind als Folge einer Behandlung während der Schwangerschaft gewarnt.
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