Rhinitis, weil die Maske fusselt?
Wenn die Maske fusselt: Wird die Tragedauer von Einwegmasken nicht eingehalten und beginnt das Material zu fusseln, kann nicht nur die Schutzwirkung beeinträchtigt sein, sondern auch das Rhinitis-Potential steigen. Wie eine Studie der Universitätsmedizin Mainz zeigt, können Fasern die Schleimhäute reizen und eine Rhinitis auslösen. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin „World Allergy Organization Journal“ veröffentlicht.
Es herrscht Maskenpflicht und nicht jede*r wechselt seine Maske entsprechend der empfohlenen Tragedauer. Die Folge: das Material altert und die Einwegmasken fusseln. „Gealterte Einwegmasken können mehr Fasern freisetzen als neue Masken“, sagte Robert Landsiedel, stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft für Toxikologie (GT), der Deutschen Presse-Agentur. Zwar könnten die Fasern nicht in die tieferen Atemwege gelangen, aber möglicherweise die Haut, die Schleimhäute und die oberen Atemwege reizen. „Von den aus den Masken freigesetzten Fasern geht nach unserer Einschätzung keine oder eine vergleichsweise geringe Gesundheitsgefahr aus; die Verringerung der Risiken einer Infektion überwiegt hier bei weitem.“ Dass die Möglichkeit besteht, zeigt die Studie der Universitätsmedizin Mainz.
FFP-Masken sind ein Baustein im Kampf gegen Corona. Sie sollen dazu beitragen, das Infektionsrisiko zu senken. Die Schutzmasken bestehen aus mehreren Schichten Vliesstoff aus Polypropylen. Die Wissenschaftler*innen haben 46 Personen mit Rhinitis-ähnlichen Symptomen beobachtet, die FFP-Masken trugen. Die Betroffenen berichteten über Symptome wie Niesen, Juckreiz, wässriges Sekret und verstopfte Nase unmittelbar nach dem Tragen einer FFP2-Atemschutzmaske. Die nasale Endoskopie zeigte Ödeme der Nasenschleimhaut, die signifikant wieder abnahmen, sobald keine Schutzmasken mehr getragen wurden. Das Vorhandensein von Polypropylenfasern, die durch eine Nasenspüllösung isoliert wurden, war signifikant mit der Verwendung von FFP2-Masken verbunden.
Nach mindestens dreistündigem Tragen einer FFP2-Maske wurde eine mittlere Anzahl von 3,8 ± 7,9 (Mittelwert ± SD) Polypropylenfasern in der Nasenspülflüssigkeit pro Nasenseite mit maximal n = 47 Fasern eines Patienten gefunden. Die Anzahl der Fasern nahm nach drei maskenfreien Tagen auf 0,4 ± 0,7 (Mittelwert ± SD) ab. Die Fasern hatten eine unterschiedliche Länge. So waren die Fussel der Maske beispielsweise 37 mm beziehungsweise 42 mm groß.
„Die Deregulierung der Materialsicherheit und Leistung von FFP-Masken kann ein Gesundheitsrisiko darstellen. Daher sollten insbesondere Angehörige der Gesundheitsberufe und andere Personen mit beruflichem Bedarf an FFP-Masken über mögliche Gefahren informiert sein, die mit Covid-19-Pandemieschutzmaßnahmen verbunden sind“, so die Forscher*innen. Die Fasern können eine Reizrhinitis verursacht haben. Hierbei handelt es sich um eine entzündliche und/oder reizende Reaktion der Nasenschleimhaut, die auf nicht allergische Trigger zurückzuführen ist; wie beispielsweise einen physikalischen oder chemischen Reiz. Die Fussel der Maske waren aber zu groß, um die Epithelgrenzen zu durchdringen, und reizen ähnlich wie andere Fremdkörper die Nasenschleimhaut, was zu klassischen Symptomen einer Rhinitis führt.
Weitere Studien seien erforderlich, um die Mechanismen zu untersuchen. Die Forscher*inne stellen jedoch die Hypothese auf, dass Masken ohne CE-Kennzeichnung eine potenzielle Gefahr für die Benutzersicherheit sein könnten, weil der Stoff bestimmter Nicht-CE-Masken eher Polypropylen-Fasern in den inspiratorischen Luftstrom einbringen könne, was zu einer Akkumulation auf der Nasenschleimhaut und möglicherweise in den Atemwegen führe. „Eine gründliche Untersuchung hinsichtlich der CE-Zertifizierung und der Erfüllung der beanspruchten physikalischen Standards war für uns nicht möglich, was eine Einschränkung dieser Studie darstellt“, so die Wissenschaftler*innen.
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