Rezepturen: Rx und doch nicht erstattungsfähig
Rezepturen ohne verschreibungspflichtigen Bestandteil sind für Erwachsene ab dem 18. Geburtstag grundsätzlich nicht mehr erstattungsfähig – aber auch nicht alle Rezepturen mit Rx-Wirkstoffen werden von den Kassen übernommen. Es lohnt ein Blick in Anlage I der Arzneimittelverschreibungsverordnung.
Anlage 1 der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) regelt, wann ein Wirkstoff verschreibungspflichtig ist. Ist dies der Fall, übernehmen die Kassen die Kosten für Rezepturen. Dabei genügt es, wenn einer der rezeptierten Inhaltsstoffe verschreibungspflichtig ist.
Merke: Der Liefervertrag der Ersatzkassen verpflichtet in § 5 nicht zur Prüfung auf verschreibungspflichtige Rezepturverordnungen, sondern nur zur Prüfung auf nicht-verschreibungspflichtige Rezepturen.
Wie immer gibt es Ausnahmen – auch bei verschreibungspflichtigen Substanzen, denn unter Umständen fallen diese in bestimmten Dosierungen oder bei ausgewählten Indikationen nicht unter die Verschreibungspflicht und sind somit auch nicht erstattungsfähig. Hier einige Beispiele:
- Alfatradiol: Anwendung auf der Kopfhaut bei leichter androgenetischer Alopezie ab 18 Jahren
- Benzocain: Anwendung auf Haut oder Schleimhaut – mit Außnahme Anwendung am Auge
- Ciclopirox zum äußeren Gebrauch; beispielweise auf der Haut bei Erwachsenen und Schulkindern
- Clotrimazol zum äußeren Gebrauch; bei vaginalen Rezepturen mit einer Gesamtmenge bis zu 600 mg Clotrimazol, verteilt auf bis zu drei Einzeldosen – bei einer Anwendungsdauer bis zu drei Tagen
- Hydrocortison
- bis zu 0,25 Prozent Hydrocortison oder -acetat (berechnet als Hydrocortison) bis zu einer Menge von 50 g,
- 0,25 Prozent bis zu 0,5 Prozent Hydrocortison oder -acetat (berechnet als Hydrocortison) und bis zu einer Menge von 30 g zur äußerlichen Anwendung über höchstens zwei Wochen
- 0,2 Prozent Hydrocortisonacetat in Kombi mit Natriumbituminosulfonat (hell) bis zu 20 g
- Lidocain zum Aufbringen auf die Haut oder Schleimhaut, Ausnahmen:
- Anwendung am Auge und am äußeren Gehörgang
- Linderung von neuropathischen Schmerzen nach einer Herpes-Zoster-Infektion
- Arzneimittel zur parenteralen Anwendung ohne Zusatz weiterer arzneilich wirksamer Bestandteile in einer Konzentration bis zu 2 Prozent
- Minoxidil: topische Anwendung bei androgenetischer Alopezie bis zu 5 Prozent
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
BtM-Rezept ohne BtM?
Dass auf einem BtM-Rezept auch Nicht-BtM verordnet werden dürfen, ist bekannt. Allerdings stellt sich die Frage, ob auch nur ein …
Rezeptkorrektur: Auf die Kuli-Farbe kommt es an
Werden Korrekturen und/oder Ergänzungen auf einem Rezept vorgenommen, müssen diese abgezeichnet werden. So weit, so bekannt – dass dabei die …
Wissen to go: MCP und Fosfomycin
Ob Brennen, Jucken oder Stechen – Wer in die Apotheke kommt, braucht neben schneller Hilfe vor allem eines: dein Expertenwissen …