Rauchentwöhnung: Cytisin steigert Abstinenzquote um das Fünffache
Für Raucher:innen ist es oftmals ein steiniger Weg, den Zigaretten abzuschwören. Hilfe kommt aus der Apotheke, unter anderem in Form von Nikotinersatzpräparaten. Doch auch Cytisin kann bei der Rauchentwöhnung unterstützen. Wie effektiv der Wirkstoff ist, zeigen Studienergebnisse.
Zur Raucherentwöhnung und Verminderung des Verlangens nach Nikotin bei Raucher:innen, die willens sind, mit dem Rauchen aufzuhören, steht der Wirkstoff Cytisin zur Verfügung. Zugelassen ist mit Asmoken (Cytisin 1,5 mg) ein Arzneimittel zur oralen Anwendung. Dieses ist verschreibungspflichtig, denn der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht erteilte einem Antrag für einen OTC-Switch eine Absage.
Ob und wie wirksam Cytisin die Abstinenzquote bei der Rauchentwöhnung erhöhen kann, zeigt eine neue Studie: Nach dreimonatiger Anwendung schwört jede/r Dritte der Zigarette ab.
Cytisin ist ein pflanzliches Alkaloid, das unter anderem in den Samen des Goldregens enthalten ist. Aufgrund einer ähnlichen chemischen Struktur besitzt der Wirkstoff Nikotin-ähnliche Eigenschaften und bindet selektiv an den α4β2-Nikotinrezeptor, wodurch sich das Verlangen nach Nikotin reduziert. Gleichzeitig werden Entzugssymptome wie Reizbarkeit, Schlafstörungen und Konzentrationsstörungen gemildert. Die maximale Plasmakonzentration ist nach zwei Stunden erreicht.
Cytisin bei Rauchentwöhnung fünfmal effektiver als Placebo
Ein Forscherteam vom Massachusetts General Hospital in Boston, USA, hat den Effekt von Cytisin bei der Rauchentwöhnung genauer untersucht. An der randomisierten klinischen Studie nahmen mehr als 800 erwachsene Raucher:innen, die durchschnittlich 19 Zigaretten pro Tag rauchten und damit aufhören wollten, aus 17 Studienzentren teil. Die Teilnehmenden wurden in drei Gruppen eingeteilt und über zwölf Wochen entweder mit einem Placebo, dreimal täglich mit 3 mg Cytisin – abweichend zum Einnahmeintervall von Asmoken von 6 x 1 Tablette zu 1,5 mg Cytisin zu Behandlungsbeginn – oder jeweils sechs Wochen mit Cytisin und danach mit Placebo behandelt. Anschließend wurde geprüft, wie viele Teilnehmende es in den drei Monaten geschafft haben, mit dem Rauchen aufzuhören.
Es zeigte sich: Unter einer zwölfwöchigen Behandlung mit Cytisin war die Abstinenzquote am höchsten. Genau schaffte es in dieser Gruppe jede/r Dritte, auf den Glimmstängel zu verzichten, während es unter Placebo nur 7 Prozent waren. Damit war Cytisin bei der Rauchentwöhnung knapp fünfmal effektiver. Bei einer sechswöchigen Gabe konnte immerhin jede/r Vierte der Zigarette abschwören. Auch langfristig blieb die Abstinenz nach einer Cytisin-Behandlung höher: 21 Prozent im Vergleich zu 5 Prozent unter Placebo.
Schwere Nebenwirkungen traten nicht auf, weniger als 10 Prozent der Teilnehmenden in allen Gruppen klagten über Übelkeit, anomale Träume und Schlaflosigkeit.
Das Fazit der Forschenden: „Cytisin in Kombination mit verhaltenstherapeutischer Unterstützung ist effektiv in der Raucherentwöhnung und außerdem exzellent verträglich. Es ist eine neue Option für die Behandlung der Nikotinabhängigkeit.“
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