Pro Euro brutto bleiben 47 Cent netto
Steuern rauf oder runter? Die Frage ist ein politischer Dauerbrenner, aktuell etwa beim Streit um die Stromsteuer. Ein Verein macht auf die Steuerlast der Bürger aufmerksam, Ökonom:innen üben Kritik.
Bis zum 13. Juli arbeiten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundes der Steuerzahler für die Staatskasse. Der Lobbyverein nennt diesen Tag deshalb „Steuerzahlergedenktag“. Erst danach arbeiten die Bürgerinnen und Bürger dem Verein zufolge rein rechnerisch für den eigenen Geldbeutel. Von einem Euro Einkommen blieben einem durchschnittlichen Arbeitnehmer-Haushalt demnach 47 Cent übrig.
Für Alleinstehende sei die Belastung höher, für Familien mit Kindern geringer. „Beiden Gruppen bleibt nicht einmal die Hälfte ihres Einkommens zur freien Verfügung“, sagte Vereinspräsident Reiner Holznagel in Berlin. In den vergangenen zehn Jahren pendelte der „Gedenktag“ um die Juli-Mitte, im vergangenen Jahr fiel er auf den 11. Juli.
Wie berechnet sich der Tag?
Die Rechnung basiert laut Bund der Steuerzahler auf Schätzungen für einen durchschnittlichen Privathaushalt. Grundlage hierfür seien anonymisierte Haushaltsbefragungen des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2022.
Berücksichtigt wurden neben Steuern auch Sozialabgaben und Quasisteuern, denen die Bürger nicht ausweichen können – etwa der Rundfunkbeitrag oder CO2-Abgaben auf Kraft- und Heizstoffe.
Warum gibt es Kritik?
Bei Ökonom:innen ist der „Gedenktag“ umstritten. „Steuern und Sozialbeiträge werden in einen Topf geworfen, obwohl letztere großteils Versicherungsbeiträge sind, die private Vorsorge ersetzen“, sagte Stefan Bach vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Ohne diese müssten die Bürgerinnen und Bürger viel Geld etwa für die Krankheitsvorsorge ausgeben. Kritiker:innen bemängeln zudem, dass staatliche Gegenleistungen für gezahlte Steuern und Abgaben vernachlässigt würden.
Im internationalen Vergleich sei Deutschland ein Hochsteuerland bei den Erwerbseinkommen und ein Niedrigsteuerland bei den Vermögen. Vermögen müsste moderat höher besteuert und die Erwerbseinkommen entlastet werden, sagte Bach. Zudem müssten öffentliche Ausgaben effizienter werden. „Dazu leisten Steuerzahlergedenktag und Steuerzahlerbund keinen sinnvollen Beitrag.“
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