Mit knapp 50.000 Tagesdosen pro 1.000 Versicherte gehören PPI zu den am häufigsten verordneten Medikamenten. Die Wirkstoffe wie Omeprazol, Pantoprazol und Co. sollen vor allem als Magenschutz dienen. Doch dauerhaft angewendet zeigen sich Risiken. Besteht ein Zusammenhang zwischen PPI und Demenz?
PPI vermindern die Magensäuresekretion, indem sie die Protonenpumpe durch Bindung an die H+/K+-ATPase irreversibel hemmen. Daher gehören die Wirkstoffe zur Standardtherapie bei säurebedingten Magen-Darm-Beschwerden und werden zudem als Magenschutz verordnet, beispielsweise in Kombination mit NSAR. PPI sind säureempfindlich und mit einem magensaftresistenten Überzug versehen, sodass die Resorption erst im Dünndarm erfolgt. Außerdem kommen Omeprazol und Co. zur Behandlung von Ulzera-Erkrankungen, der Refluxkrankheit oder Heliobacter pylori im Rahmen der Triple-Therapie zum Einsatz. Die Einnahme erfolgt in der Regel einmal täglich, eine halbe Stunde vor einer Mahlzeit.
Eine Daueranwendung von PPI kann jedoch zu einem Ungleichgewicht im Kalium- und Magnesiumhaushalt und zu Herzrhythmusstörungen führen. Doch damit nicht genug. Denn unter Langzeittherapie mit PPI wird auch ein Zusammenhang mit Demenz vermutet. Was dahintersteckt, zeigen neue Studienergebnisse.
PPI: Risiko für Demenz steigt ab einer Expositionsdauer von 4,4 Jahren
„Einige Studien zeigten in der Vergangenheit wiederholt Hinweise auf den möglichen Anstieg des Demenzrisikos durch PPI-Einnahme. Andere Erhebungen konnten dies nicht bestätigen, so auch zwei jüngere Metaanalysen“, heißt es von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in einer Pressemitteilung. Eine neue Studie soll daher Klarheit schaffen. Dabei zeigte sich: Ab einem Einnahmezeitraum von rund 4,4 Jahren zeigte sich unter PPI ein erhöhtes Risiko für Demenz.
Wissenschaftler:innen aus den USA haben in einer prospektiven, bevölkerungsbasierten, longitudinalen ARIC-Studie mit knapp 15.800 Teilnehmenden den Effekt einer kumulativen – langfristig sowie regelmäßig kurzfristig – Einnahme von PPI auf das Demenzrisiko untersucht. Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich über mehr als 30 Jahre, in dem die Teilnehmer:innen regelmäßig zu Klinikbesuchen erschienen. Auf Basis der Einnahmehäufigkeit von PPI wurde eine kumulative Expositionszeit ermittelt, die am niedrigsten bei 112 Tagen und am höchsten bei 20,3 Jahren lag.
Anschließend wurde diese mit dem Demenzrisiko in Verbindung gebracht. Das Ergebnis: Patient:innen, die insgesamt 4,4 Jahre oder länger PPI eingenommen hatten, zeigten häufiger eine Demenz, und zwar um 33 Prozent öfter. War die Expositionszeit geringer, war das Risiko nicht erhöht.
Zwar seien nun noch weitere Forschungen nötig, um den Zusammenhang zwischen langfristig eingenommenen PPI und Demenz zu bestätigen, dennoch seien die Ergebnisse ein Sicherheitssignal, heißt es von der DGN. „Eine dauerhafte Verschreibung und die längerfristige Behandlung mit PPI ohne gesicherte Indikation sollte nicht erfolgen und die Patientinnen und Patienten sollten auf mögliche Risiken bei Langzeitgebrauch hingewiesen werden, auch in den Apotheken, da kleine PPI-Packungen frei käuflich sind.“
Übrigens: Auch Benzodiazepine können das Demenzrisiko steigern.
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