Bei der Kombination verschiedener Arzneimittel gilt es, mögliche unerwünschte Wirkungen im Blick zu behalten. Ein Beispiel ist die gleichzeitige Einnahme von Protonenpumpenhemmern (PPI) und Glucocorticoiden wie Cortison. Welchen Einfluss die Kombi auf das Osteoporoserisiko hat, haben Forschende untersucht.
PPI gehören mit rund 3,8 Milliarden Tagesdosen hierzulande zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln. Präparate mit Wirkstoffen wie Omeprazol oder Pantoprazol werden auch als Säureblocker bezeichnet und kommen daher oftmals als Magenschutz zum Einsatz – beispielsweise in Verbindung mit anderen Arzneimitteln. Doch dabei kann es zu Wechselwirkungen kommen. So auch unter der gleichzeitigen Einnahme von PPI und Cortison, beispielsweise im Rahmen der Rheumabehandlung. Die Kombi lässt das Osteoporoserisiko steigen.
Wirkstoffcheck
PPI vermindern die Magensäuresekretion, indem sie die Protonenpumpe durch Bindung an die H+/K+-ATPase irreversibel hemmen. Daher gehören die Wirkstoffe zur Standardtherapie bei säurebedingten Magen-Darm-Beschwerden. PPI sind säureempfindlich und mit einem magensaftresistenten Überzug versehen, sodass die Resorption erst im Dünndarm erfolgt.
Glucocorticoide wie Cortison sind vom körpereigenen Cortisol, das in der Nebennierenrinde produziert wird, abgeleitet und besitzen entzündungshemmende, immunsuppressive und antiallergische Eigenschaften. Die Wirkstoffe kommen unter anderem zur Behandlung von Allergien, rheumatischen Krankheiten sowie Autoimmunerkrankungen oder zur Substitutionstherapie zum Einsatz. Sie unterliegen zudem dem zirkadianen Rhythmus – die maximale Produktion erfolgt in den Morgenstunden, während die Produktion in der Nacht nur minimal ist.
PPI und Cortison: Kombi verringert Knochendichte
Ein Forscherteam der Charité Berlin, aus den USA und Dänemark hat untersucht, wie sich die Einnahme von PPI auf die Knochenmineraldichte und die Knochen-Mikroarchitektur bei Rheumapatient:innen auswirkt. An der Studie nahmen rund 1.500 Personen teil – jeweils die Hälfte von ihnen wurde mit Cortison behandelt, die andere mit Cortison und PPI. Geprüft wurde, wie sich die Säureblocker auf das Osteoporoserisiko auswirken.
Das Ergebnis: Unter der Kombinationstherapie zeigten Patient:innen eine deutlich niedrigere Knochendichte als unter einer Glucocorticoid-Monobehandlung. Die Knochen-Mikroarchitektur war dagegen kaum beeinträchtigt „Dieser Zusammenhang blieb auch bestehen, wenn Einflussfaktoren wie Alter oder Nikotinkonsum statistisch berücksichtigt und eliminiert wurden“, heißt es von den Forschenden. Am deutlichsten war der Einfluss, wenn zusätzlich zu PPI, die meist in einer Dosis von mehr als 20 mg/Tag eingenommen wurden, Cortison in einer täglichen Dosis von 7,5 mg eingenommen wurde. Auf Basis der Ergebnisse lasse sich schätzen, dass das Risiko für einen Wirbelbruch unter der Kombi um etwa 25 Prozent steigt.
Die Forschenden führen das erhöhte Osteoporoserisiko auf eine gegenseitige Wirkverstärkung zurück. So können sowohl PPI als auch Glucocorticoide Knochenschwund begünstigen beziehungsweise die Knochen schwächen. In Kombination wird dieser Effekt verstärkt.
Die Lösung
Die Empfehlung: Die Verschreibung und Einnahme von PPI sollte generell gründlich abgewogen werden. „Ärztinnen und Ärzte sollten die Gründe für eine PPI-Verordnung sorgfältig prüfen und Nutzen und mögliche Risiken mit den Patientinnen und Patienten besprechen – insbesondere, wenn gleichzeitig Cortison verschrieben wird“, heißt es in einer Pressemitteilung. Anders als unter einer Kombinationstherapie aus Cortison und nicht-steroidalen Antirheumatika wie Ibuprofen, bei der PPI als Schutz vor Magengeschwüren zum Einsatz kommen, könne unter einer Monotherapie mit Cortison oftmals auf Säureblocker verzichtet werden.
Lässt sich die gleichzeitige Gabe von PPI und Cortison nicht vermeiden, sollten zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D und Calcium zum Einsatz kommen, um den Knochenerhalt zu unterstützen, so die Empfehlung. Außerdem können regelmäßige Knochendichtemessungen und womöglich eine gezielte Osteoporosetherapie notwendig sein.
Übrigens: PPI können auch das Migränerisiko erhöhen.
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