Piel: „Fachkräfte gewinnen, ist kein Hexenwerk“
Personal ist in Zeiten des Fachkräftemangels schwer zu finden – auch in Apotheken. Der Nachwuchs fehlt und den Apothekenberufen fehlt es an Attraktivität. „Fachkräfte gewinnen, ist kein Hexenwerk“, sagt Anja Piel, DGB-Vorstandsmitglied.
„In Deutschland fehlen immer mehr Arbeitskräfte. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit meldet einen Höchststand offener Stellen seit der Wiedervereinigung“, so Piel. Allein im ersten Quartal 2022 gab es bundesweit rund 1,74 Millionen unbesetzte Stellen. Rund 44 Prozent der Unternehmen fehle das Fachpersonal – betroffen sind alle Branchen. Besserung scheint mit Blick auf den demographischen Wandel nicht in Sicht.
Und auch in den Apotheken fehlt das Personal. Allein der Deutsche Apotheker Service listet auf seiner Webseite bundesweit mehr als 600 offene PTA-Stellen, die es zu besetzen gilt. Laut Bundesagentur für Arbeit gab es im Jahr 2021 durchschnittlich 1.581 arbeitslose PTA, die Mehrheit (1.192) im Alter zwischen 25 bis 55 Jahren. Demgegenüber standen 793 offene Stellen, die der Bundesagentur für Arbeit gemeldet waren. Die Fachkräfteengpassanalyse zeigt auch, dass es durchschnittlich 132 Tage dauert, um eine offene PTA-Stelle zu besetzen. Kein Wunder, dass der Nachwuchs fehlt, ist der PTA Beruf aufgrund seiner Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen ohnehin kaum noch wettbewerbsfähig – Stichwort Schulgeld und Co. Und auch die 40-Stunden-Woche ist laut Adexa nicht mehr zeitgemäß.
„Die Bundesregierung muss jetzt alle Register in der Arbeitsmarktpolitik ziehen, damit die Bundesagentur für Arbeit dem Fachkräftemangel wirkungsvolle Instrumente entgegensetzen kann. Fachkräfte zu gewinnen, ist kein Hexenwerk“, so Piel. Die Lösung: Mehr Aus- und Weiterbildung, gute Arbeitsbedingungen, tarifliche Löhne, bessere Vereinbarkeit von Leben, Familie und Arbeit.
Piel sieht nicht nur die Politik, sondern auch die Unternehmen in der Pflicht. Auch sie „müssen sich bewegen“. Das Fachkräftepotential gebe es auch unter Älteren und Frauen. „Arbeitgeber müssen zum einen mehr Menschen einstellen, die älter als 55 sind, und Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen altersgerecht gestalten. Zum anderen hängen viel zu viele gut ausgebildete Frauen in Minijobs oder ungewollter Teilzeit fest.“
Auch Zuwanderung spielt laut Deutschem Gewerkschaftsbund bei der Fachkräftefrage eine wichtige Rolle. „Zugewanderte dürfen keine Arbeitnehmer zweiter Klasse sein. Die Koalition muss die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen endlich erleichtern und faire Vermittlungsbedingungen gewährleisten. Zugewanderte müssen außerdem gemäß ihrer Qualifikationen beschäftigt werden, sonst verschenken wir wertvolle Potentiale.”
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