Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause finden in diesem Jahr wieder zahlreiche Kundgebungen zum „Tag der Arbeit statt“. Denn der Wunsch nach Verbesserungen in der Arbeitswelt ist groß. Das gilt auch für die Apotheke. Die Apothekengewerkschaft Adexa nimmt vor allem die Arbeitszeit in den Blick – und spricht sich für ein Ende der 40-Stunden-Woche aus.
Dass die Corona-Pandemie die Apotheken vor immer neue Herausforderungen gestellt hat, ist längst bekannt. Doch auch wenn Einschränkungen und Maßnahmen zur Eindämmung zunehmend aufgehoben werden, ändert sich an der hohen Arbeitsbelastung für die Apothekenteams nichts, betont Adexa-Bundesvorständin Tanja Kratt. Daher hat die Apothekengewerkschaft eine klare Botschaft: „Gerade weil wir wissen, wie unverzichtbar die öffentlichen Apotheken sind, fordern wir zum Ersten Mai 2022 bessere Arbeitsbedingungen für die Angestellten.“
Der Grund: Die hohe wöchentliche Arbeitszeit – allem voran die 40-Stunden-Woche für eine Vollzeitstelle, wie sie im Bundesrahmentarifvertrag geregelt ist – gehöre zu den größten Kritikpunkten im Apothekenbereich. Denn diese sei bereits seit 14 Jahren unverändert festgeschrieben. „Dabei sind lange Arbeitstage gar nicht besonders effizient. Das zeigen immer wieder Studien und Befragungen: Schon ab der siebenten Stunde kann die Effizienz laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin bereits deutlich abnehmen“, kritisiert Kratt.
Adexa für Ende der 40-Stunden-Woche
Vor allem angesichts des ohnehin schon vielerorts herrschenden Personalmangels und dem Fehlen von qualifizierten Nachwuchskräften müsse sich daher etwas ändern. „Mit Blick auf den Nachwuchsmangel in den Apotheken ist daher klar: So kann es nicht bleiben! Junge Leute wollen eine gute Work-Life-Balance.“ Andernfalls sei es für Apotheken schwer, mit anderen Branchen – beispielsweise der Industrie – mitzuhalten. „Eine 40-Stunden-Woche ist heute einfach nicht mehr zeitgemäß – und die Apotheken können es sich nicht leisten, in diesem Punkt gegenüber anderen Branchen schlechter dazustehen!“
Hinzu kommt, dass auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiterhin zu wünschen übrig lasse. Doch das vermeintliche „Gegenargument“ der guten Teilzeitmöglichkeiten in der Apotheke – vor allem für Frauen – habe seine Grenzen. „Teilzeit heißt ja immer auch reduziertes Gehalt und bedeutet auf lange Sicht auch eine niedrige Altersrente“, mahnt Kratt.
Es brauche daher dringend Verbesserungen in Sachen Arbeitszeit in den Apotheken. „Damit diese niedrigschwelligen Institutionen mit ihrer empathischen Beratung, mit ihren vielen freundlichen, einfühlsamen und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht – mangels Nachwuchses – den gesichtslosen und beratungsschwachen Versendern das Feld überlassen müssen“, so der abschließende Appell der Gewerkschaft.
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