Pharmystery: Kultgetränk mit berauschender Wirkung – „Koka-Cola“
Von Kokain zu Koffein: Mit knapp 35 Litern pro Kopf im Jahr gehört Cola auch hierzulande zu den beliebtesten Erfrischungsgetränken. Während dieses heute vor allem wegen des Geschmacks gehypt wird, sorgte „Koka-Cola“ vor rund 100 Jahren für einen ganz besonderen „Kick“.
Denn gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der kohlensäurehaltigen Limonade Kokain – Benzoylecgoninmethylester – zugesetzt, das erstmals im Jahr 1859 vom Chemiker Albert Niemann aus den Blättern des immergrünen Kokastrauchs isoliert wurde. Bis ins 20. Jahrhundert wurde die „Kokain-Cola“ mit bis zu 250 mg Kokainhydrochlorid pro Liter als Allheilmittel angepriesen und verkauft. Nach zahlreichen, mitunter tödlichen Vergiftungsfällen wurde der Zusatz der Substanz in Lebens- und rezeptfreien Arzneimitteln verboten.
Kokain als „magische Substanz“ gefeiert
Doch am Hype um Kokain änderte dies nichts. Im Gegenteil. Nachdem die stimulierende Wirkung bereits bekannt war und die Substanz zur Behandlung zahlreicher Erkrankungen wie Keuchhusten, Erkältung, Asthma, Geschlechtskrankheiten sowie gegen Morphinabhängigkeit und Depressionen eingesetzt wurde, konnte auch der lokalanästhetische Effekt nachgewiesen werden – unter Mitwirkung von Sigmund Freud. Die „magische Substanz“ kam somit auch als Betäubung vor Operationen zum Einsatz und diente als Vorbild für die Entwicklung weiterer Lokalanästhetika. Die Wirkung geht auf eine Hemmung der Wiederaufnahme von Neurotransmittern zurück, wodurch es zu einer Erhöhung der Konzentration dieser Transmittersubstanzen im synaptischen Spalt kommt. Außerdem blockiert Kokain spannungsabhängige Natriumkanäle, sodass Schmerzreize nicht weitergeleitet werden.
Ab dem 20. Jahrhundert feierte die Substanz aber auch als Rauschmittel Erfolge – vor allem wegen des vermeintlich leistungssteigernden und euphorisierenden Effektes. Das hohe psychische Abhängigkeitspotenzial sowie die mit Konsum verbundenen Risiken wie Krampfanfälle, Wahnvorstellungen, Herzinfarkt, Bluthochdruck sowie -abfall und Atemversagen, waren zunächst nicht bekannt und kamen erst nach und nach ans Licht. In den 1930er-Jahren wurde der Kokain-Konsum hierzulande verboten. Dennoch wurden inzwischen die beiden noch gefährlicheren Sonderformen Crack und Freebase entwickelt.
Heutzutage findet Kokain aufgrund seiner sympathomimetischen Wirkung auch weiterhin zu medizinischen Zwecken Anwendung, beispielsweise in topischen Darreichungsformen in der Augenheilkunde und der Anästhesie. Die Substanz unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz.
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