Dass die PTA-Ausbildung attraktiver werden muss, wird immer wieder diskutiert. Zwar soll die PTA-Reform dazu beitragen, Nachwuchs zu begeistern, aber es ist noch Luft nach oben. In Baden-Württemberg setzt der Landesapothekerverband auf mehr Praxisbezug, und zwar ab Tag 1 der Ausbildung. Möglich macht dies das Projekt der PTA-Patenschaft.
PTA kommen im Rahmen der Ausbildung erst spät mit der praktischen Arbeit in der Apotheke in Kontakt. Denn die ersten zwei Jahre drücken PTA ausschließlich die Schulbank – abgesehen vom ersten Praktikum. Das soll sich im Ausbildungsjahr 2023 für angehende PTA in Baden-Württemberg ändern. Denn sie sollen die Möglichkeit bekommen, parallel zur schulischen Ausbildung in der Apotheke mitzuarbeiten und so einen besseren Einblick in ihren Arbeitsbereich und den Arbeitsplatz Apotheke zu bekommen.
„Auf freiwilliger Basis bieten wir den Schülerinnen und Schülern an, ab Tag eins der schulischen Ausbildung regelmäßig, aber mit nur wenigen Stunden pro Woche, in einer am Projekt teilnehmenden Apotheke mitzuarbeiten“, sagt Rouven Steeb, LAV-Vizepräsident, der zusammen mit einer Arbeitsgruppe aus Apotheker:innen die Initiative entwickelt hat.
Formal gesehen handele es sich um ein einfaches und vertraglich vereinbartes Arbeitsverhältnis. Um eine Überforderung der Schülerinnen und Schüler zu vermeiden, soll die wöchentliche Arbeitszeit etwa vier bis fünf Stunden nicht überschreiten. „Auf schulische Belange und zum Beispiel Prüfungsphasen können wir in den Apotheken flexibel reagieren.“
Die PTA-Patenschaft hat Vorteile für alle Beteiligten – PTA können Apothekenluft schnuppern und von den Teams lernen. Die PTA-Schulen profitieren von den Erfahrungen der angehenden PTA und die Apotheken können sich aktiv in die Ausbildung des Nachwuchses einbringen und so Personal gewinnen.
Die Onboarding-Phase im Juli und August sei gut angelaufen. In den Sommermonaten lädt der LAV die rund 20 PTA-Schulen und Apotheken in Baden-Württemberg zum Projekt ein. Die Teilnahme ist für alle Seiten freiwillig. „Bereits wenige Tage, nachdem wir den PTA-Schulen das Projekt vorgestellt haben, haben sich rund drei Viertel zum Projekt registriert“, so Steeb.
Und auch Apotheken melden sich bereits zum Projekt an. Möglich ist dies online im Mitgliederbereich des LAV. Neben der schriftlichen Info über die PTA-Patenschaft soll Anfang September zu einem Online-Informationsabend eingeladen werden. Auch grenznahe, nicht-baden-württembergische Apotheken können sich am Projekt beteiligen.
Teilnehmende Apotheken erhalten einen Leitfaden zur PTA-Patenschaft. „Im Leitfaden sehen wir also nicht nur, was in der Schule gerade unterrichtet wurde, sondern finden gleich daneben Beispiele für Tätigkeiten in der Apotheke, die dieses Wissen abrufen, festigen und verstetigen. So können wir die Schülerinnen und Schüler in der Apotheke optimal fördern, ohne sie zu überfordern.“
„Die PTA-Patenschaft ist kein Ersatz für die in der Ausbildung verankerten Praktika, sondern ein ergänzendes Angebot, das noch dazu freiwillig ist“, macht Steeb deutlich.
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