Öko-Test: Erkältungsbäder maximal „befriedigend“
Es ist Badewannenzeit: Was gibt es in der nasskalten Jahreszeit bei verstopfter Nase und schmerzenden Gliedern Schöneres als ein heißes Bad? Ein Erkältungsbad, das wirkt – und zwar wissenschaftlich belegt. Das findet zumindest Öko-Test und hat gemeinsam mit dem Experten Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz 20 Erkältungsbädern auf den Zahn gefühlt.
Im Labor wurden 13 Arzneimittel und sieben Kosmetikprodukte untersucht, die in Apotheken, Drogerien und dem Lebensmitteleinzelhandel eingekauft wurden. Das Ergebnis ist nicht gerade erwärmend. Bestenfalls wurden die Produkte mit „befriedigend“ bewertet. In acht Fällen trifft das zu, einmal wurde das Gesamturteil „ausreichend“, fünfmal „mangelhaft“ und sechsmal „ungenügend“ bewertet.
Was ist der Grund?
Streng waren die Tester in Bezug auf die Datenlage – und die sei ausgesprochen dünn. Zwar lege der Erfahrungsschatz aus der Volksmedizin nahe, dass ätherische Öle aus Eukalyptus, Latschenkiefer, Pfefferminze oder Fichte wieder besser durchatmen lassen, allerdings sei das nicht genug. „Ihre Anwendung erfolgt nicht auf Basis einer evidenzbasierten Phytotherapie und wird dementsprechend auch nicht in den Leitlinien empfohlen“, schreibt Öko-Test und zieht zwei Noten ab.
Kosmetika in der Zwickmühle. Die Produkte werden als „wohltuend“ und „befreiend“ ausgelobt. Die Hersteller müssen kreativ sein, denn den Kosmetika darf keine arzneimittelähnliche Wirkung zugesprochen werden. Aus Sicht der Tester haben die Kosmetika jedoch den Anspruch, bei Erkältungen zu helfen. Daher zählen auch für sie nur die harten Fakten. Öko-Test erwartet Studien, die die Auslobungen belegen. Weil der Nutzen jedoch bestenfalls nur teilweise belegt ist, gibt es auch für die Kosmetika zwei Noten Abzug.
Was außerdem nicht geht
- Sechs Bäder enthalten Kampfer und wurden daher abgestuft. Bei geringer therapeutischer Breite können die Nebenwirkungen gravierend sein – Ekzeme, Risiko von Krampfanfällen und Atemstillstand bei Säuglingen und Kleinkindern.
- Nadelholzöle enthalten häufig große Mengen an Delta-3-Caren. Ein starkes Allergen, für das es zwei Noten Abzug gibt, wenn der im Labor nachgewiesene Gehalt die Grenze von 100 mg/kg überschreitet.
- Polyethylengylkole (PEG) sind in 15 Bädern enthalten und sorgen für Notenabzug. Denn PEG-basierte Emulgatoren können die Haut für Fremdstoffe durchlässiger machen.
- Lilial ist in einem Bad enthalten. Der künstliche Duftstoff wird vom EU-Verbraucherschutzkommitee für Kosmetik als nicht sicher eingestuft. Es bestehe der begründete Verdacht, dass Lilial die Fortpflanzung beeinträchtigt.
- Fehlende Hinweise – nicht jeder sollte in die Wanne. Unter bestimmten Umständen ist ein Erkältungsbad tabu. Und genau diese Hinweise gehören aus Sicht von Öko-Test in den Beipackzettel oder auf die Verpackung. Fehlen sie, liegt ein Deklarationsmangel vor.
Einige Noten zum Schluss
„Befriedigend“ lautet das Urteil für das Erkältungs- und Rheumabad R Hofmann’s (Hofmann & Sommer). Die Wirksamkeit sei nur teilweise belegt und PEG/PEG-Derivate seien enthalten. Kneipp und Pinimenthol (Dr. Willmar Schwabe) werden mit „mangelhaft“ bewertet. Auch hier ist die Wirksamkeit nur teilweise belegt, außerdem ist Kampfer enthalten. Li-il, Ätheria (Wepa) und Tetesept kommen auf „ungenügend“. Sie enthalten Delta-3-Caren, PEG/PEG-Derivate und ihre Wirksamkeit kann nur teilweise belegt werden.
Also besser selbermachen?
“Do it yourself” ist voll im Trend. Warum also nicht auch ein Erkältungsbad selber machen? Findet auch Öko-Test und liefert ein Rezept mit Pfefferminze, Thymian und/oder Fenchel. Tee kochen, ziehen lassen, abseihen und ab ins Badewasser mit einem Löffel Olivenöl.
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