Gülcan Ergül ist PTA aus Leidenschaft. Seit sieben Jahren steht sie Kunden in öffentlichen Apotheken mit Rat und Tat zur Seite. Gülcan ist eine von mehr als 64.000 PTA, von denen es zu wenige gibt. Denn in Deutschland herrscht Fachkräftemangel und den bekommen Apotheken vor allem an den Wochenenden zu spüren. Ist in der Apotheke Not am Mann, kann Gülcans Angebot die Rettung sein, denn die PTA vermittelt über das Projekt „NotdienstPTA“ Vertretungseinsätze.
PTA haben für Gülcan einen sehr sehr hohen Stellenwert in der Apotheke. „Ich möchte nicht sagen, ohne uns läuft nichts, aber der Satz kommt der Realität schon am nächsten“, schmunzelt die PTA. „Wir sind im Labor, der Rezeptur, der Beratung und manchmal auch als PKA tätig. Unser Aufgabenbereich bezieht sich auf den gesamten Apothekenbereich.“
Seit sieben Jahren arbeitet Gülcan in der öffentlichen Apotheke und liebt ihren Beruf. „Das Gefühl nach einem Beratungsgespräch, etwas Gutes bewirkt zu haben, insbesondere dann, wenn der Kunde noch sein Feedback gibt, gefällt mir am meisten an meinem Beruf. Die Abwechslung und Individualität der Gespräche machen den Beruf so aufregend“, schwärmt Gülcan. „Als PTA trägt man dazu bei, dass der Kunde einen gesünderen, besseren Lebensstil entwickelt. Manchmal äußern wir Dinge und bewegen die Patienten zu einem Verhalten, das sie ohne unsere Beratung nicht umsetzen würden. Somit wird man unvergesslich – und zwar jedes Mal, wenn der Kunde von seinem Erfolg spricht. Denn dann erinnert er sich an uns.“
PTA dringend gesucht
PTA werden händeringend gesucht. Über den Fachkräftemangel kann Gülcan einiges berichten. „Wir haben ein Problem mit dem Nachwuchs. Es fängt schon bei der Ausbildung an“, weiß Gülcan. Nicht jeder könne sich die Ausbildung leisten, das Gehalt biete ebenfalls keinen Anreiz und der Beruf sei zu wenig bekannt. „Die Schulen befinden sich in größeren Städten im Umfeld, die Erreichbarkeit ist schwierig. Hinzu kommt, dass Schulen schließen.“ Das führe dazu, dass in einem Gebiet im Umkreis von 50 km keine Fachkraft mehr ausgebildet werde. „Wenn dieser Zustand die nächsten 100 Jahre bestehen bleibt, stirbt der Beruf der PTA dort aus. Klingt sehr weit hergeholt“, gibt Gülcan zu. „Dennoch sind wir verpflichtet, nach vorn zu schauen, wenn wir eine Besserung, eine Veränderung bezwecken wollen.“
Die Corona-Pandemie habe zudem bewiesen, wie wichtig die Apotheken – die PTA – sind. Viele Geschäfte mussten während und wegen der Krise schließen. Apotheken waren und sind jedoch stets präsent. „PTA passen sich den Umständen an, bei Fachkräftemangel heißt es Überstunden, bei Corona hieß es Minusstunden und gesplittete Teamarbeit. Inzwischen ist etwas Normalität eingetreten. Ich hoffe nur, dass die Maskenpflicht nicht zur Normalität wird.“
NotdienstPTA: Von der Idee zum Projekt
Das Projekt NotdienstPTA startete Gülcan mit PTA-Freunden und -Kollegen offiziell im Juli. „Derzeit befinden sich nicht mehr als zehn PTA in der Kartei. Es ist alles noch sehr frisch. Aus dem Grund kam es noch zu keiner Vermittlung“, so Gülcan.
Der Name des Projektes sei im Notdienst entstanden, erzählt die PTA. Allerdings bezieht sich die Vermittlung nicht nur auf den Notdienst – in dem PTA den notdiensthabenden Apotheker unterstützen können, sondern auf den kurzfristigen Einsatz, wenn Not am Mann ist.
„In einem Notdiensteinsatz hatte mich mein Arbeitgeber einmalig mit einem guten Bonus vergütet. Dann dachte ich mir: Warum nicht immer so. Unter den Umständen würde jede PTA freiwillig an Feiertagen arbeiten. Viele von uns haben genügend Überstunden. Selbst, wenn man sich diese auszahlen lässt, wird am Ende so viel versteuert, dass kaum etwas dabei rausspringt. Das Projekt NotdienstPTA ist das Ergebnis all dieser Gedankengänge.“
Das Konzept
Es können sich PTA mit einer Berufserfahrung von mindestens drei Jahren bei NotdienstPTA registrieren. Voraussetzungen sind außerdem sehr gute Deutschkenntnisse und ein selbstbewusstes und souveränes Arbeiten, schließlich soll die PTA die Apotheke im Handverkauf entlasten. PTA sollen direkt starten können – ohne Einarbeitung. Nach erfolgter Registrierung findet ein Telefonat statt, in dem weitere Details abgeklopft werden. Wenn alles passt, werden der Personalfragebogen und der Vermittlungsvertrag zugeschickt. Meldet sich eine Apotheke aus dem Wunschgebiet der PTA, kommt es zu einer Vermittlung.
Um ein Profil zu erstellen und zu bearbeiten, wird eine einmalige Anmeldegebühr von 19 Euro fällig. Die Summe ist nach der ersten erfolgreichen Vermittlung fällig.
PTA können maximal drei Einsätze pro Monat vereinbaren und sich so etwas dazuverdienen. Dabei soll die Grenze von 450 Euro nicht überschritten werden. Der Arbeitgeber ist die Apotheke. „Es wird ein eintägiger Arbeitsvertrag abgeschlossen, den ich sowohl dem Apotheker als auch der PTA als Muster zur Verfügung stelle. In dem Vertrag ist das Gehalt festgelegt. Dieses wird wie der gewohnte Lohn am Ende des Monats auf das angegebene Konto der PTA überwiesen. Ich bin lediglich für die Vermittlung zuständig“, so Gülcan.
Sind sich PTA und Apotheker einig, kann es auch schon losgehen. Die PTA erscheint zur festgelegten Zeit in der Apotheke. Der Apotheker führt eine kleine Unterweisung durch, zeigt die Apothekenräume und schon unterstützt die PTA im Handverkauf.
„Ein souveränes Arbeiten der PTA ist eine Voraussetzung. War die PTA seit mehreren Jahren nicht in der Apotheke tätig, wäre eine Einarbeitung erforderlich. Genau das möchte ich vermeiden. Der Arbeitstag wird sich hauptsächlich auf den Handverkauf beziehen. Darin fit zu sein, ist eine Notwendigkeit. Die PTA verschafft an dem eintägigen Dienst eine Erleichterung“, so Gülcan. „PTA, die in der Industrie arbeiten, Vollzeitmütter, Außendienstler, Renter oder jeder andere, der den Bezug zur Apotheke beibehalten möchte, darf gerne mitwirken unter Erfüllung der Voraussetzungen.“
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