Digitaler Impfpass kommt in Praxen und Impfzentren verzögert
Mehr Freiheiten bei Reisen und Co.: Der offizielle Startschuss für den digitalen Impfnachweis ist bereits gefallen. Auch Apotheken können vollständig gegen Corona geimpften Personen das E-Zertifikat ausstellen. In den Arztpraxen und Impfzentren wird der digitale Impfpass allerdings noch auf sich warten lassen.
Schneller als gedacht ging der digitale Impfpass an den Start. Ab Montag sollen dank einer Änderung im Infektionsschutzgesetz auch Apotheken mit dem Ausstellen loslegen. „Dass jeder schon jetzt problemlos über unterschiedliche Stellen ein E-Zertifikat erhalten kann“, wie es aktuell vielerorts vermittelt werde, ist laut der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) jedoch ein Trugschluss. Zwar soll das Zertifikat ab dem 14. Juni in Apotheken zu bekommen sein, „allerdings wird dies noch nicht in den nordrheinischen Arztpraxen und Impfzentren möglich sein“, stellt die Vereinigung klar.
Wie die Kassenärztliche Bundesvereingung (KBV) informiert, werde es in den nächsten Tagen in den Hausarztpraxen generell keinen flächendeckenden Start für den digitalen Impfpass geben. „Noch sind die technischen Voraussetzungen und Klarheit über genaue technische Abläufe in den Praxen nicht gegeben. Für eine flächendeckende Anwendung wird das die Voraussetzung sein“, erklärte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Stephan Hofmeister. Folglich würden niedergelassene Ärzt:innen die Zertifikate zunächst nur ausstellen, wenn sie in Modellvorhaben eingebunden seien.
Es ist also Geduld gefragt – nicht nur in den Arztpraxen. „Der Ausdruck der E-Zertifikate in den Impfzentren wird voraussichtlich erst Ende Juni möglich sein. Hierzu laufen noch Abstimmungen mit dem NRW-Gesundheitsministerium (MAGS) und IBM/UBIRCH als den für die Entwicklung des digitalen Impfpasses zuständigen Unternehmen“, betont die KVNO.
Zugleich wird jedoch darüber informiert, dass Impflinge, die bereits ihre zweite Dosis im Impfzentrum erhalten haben, in den nächsten Wochen das digitale Impfzertifikat postalisch zugesendet bekommen sollen – wenn die Terminbuchung über die KVNO oder die jeweilige Kommune erfolgte und somit die notwendigen Daten hinterlegt sind. Der Versand soll, wie vom Bundesgesundheitsministerium angedacht, automatisch erfolgen, sodass Geimpfte den Nachweis nicht extra anfordern müssen. Mit dem zugesandten Dokument können Impflinge dann über den entsprechenden QR-Code ihre Impfdaten in die Corona-Warn-App oder die CoVPass App hochladen.
In den Praxen könnte sich das Ausstellen des digitalen Impfpasses sogar noch weiter hinziehen. Denn dieses soll laut KVNO über das Praxisverwaltungssystem (PVS) erfolgen, wodurch Patientendaten direkt abgerufen und genutzt werden können. „Die Bundesregierung hat in einer Ausschreibung die PVS-Hersteller aufgefordert, mit dem Software-Update bis Ende Juni – spätestens zum 12. Juli – ein entsprechendes Modul bereitzustellen“, heißt es in der Klarstellung. Bevor dies nicht zur Verfügung stehe, „werden die nordrheinischen Arztpraxen keine Zertifikate mit QR-Code erstellen können!“ Allerdings soll es für die Praxen zunächst eine Übergangslösung geben, wie Ronald Fritz, CovPass-Projektmanager bei IBM, gestern bei der Bundespressekonferenz erklärte.
Auch von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) heißt es, dass zunächst noch einige Detailfragen geklärt werden müssten. Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) teilt mit, den Praxen Mitte der nächsten Woche eine Übergangslösung zur Verfügung zu stellen.
In Schleswig Holstein könnte sich der Start nicht nur in Praxen und Impfzentren, sondern auch in Apotheken verzögern, wobei die Bereitschaft der Kolleg:innen offenbar groß ist und sich nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KVSH) bereits mehr als die Hälfte der Apotheken registriert haben. Die KVSH stellt jedoch klar: „Entgegen anders lautender Pressemeldungen seit dem 09.06. ist die Software zur Ausstellung eines Impfzertifikates als QR-Code bisher weder in den Impfzentren, noch in Apotheken oder Praxen. […] Das Land rechnet für die Zentren mit der Bereitstellung in der kommenden Woche, für Praxen und Apotheken wird sich dies wahrscheinlich noch um eine Woche verzögern.“
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