Neue Therapieansätze: JAK-Hemmer und Biologika gegen Neurodermitis?
Trockenheit, Juckreiz und Rötungen: Das sind nur einige der Beschwerden bei Neurodermitis. Rund 3,5 Millionen Menschen leiden allein hierzulande darunter. Für die Betroffenen ist schnelle Linderung gefragt. Für schwere Verläufe kommen nun zwei neue Therapieansätze bei Neurodermitis ins Spiel.
Neurodermitis tritt vor allem bei Kindern auf, doch auch unzählige Erwachsene sind betroffen. Während einige Patient:innen lediglich milde Symptome verspüren, verläuft die Erkrankung bei anderen moderat bis schwer. Und das hat einen entscheidenden Einfluss auf die Lebensqualität, mahnen die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) sowie der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) in einer Pressemitteilung zum heutigen Welt-Neurodermitis-Tag. „Nachts stören Juckreiz und Schmerzen den Schlaf und die sichtbaren Hautveränderungen werden von manchen im sozialen Umfeld als ‚abstoßend‘ wahrgenommen, was zu einer Stigmatisierung führen kann“, erklärt BVDD-präsident Dr. Ralph von Kiedrowski. Umso wichtiger sei eine wirksame Behandlung.
Und hier kommen zwei neue Therapieansätze bei Neurodermitis ins Spiel, die die Expert:innen als Hoffnungsträger betrachten: die Behandlung mit spezifischen Antikörpern und/oder kleinen Molekülen. Beiden Methoden besitzen demnach eine hohe Wirksamkeit und Verträglichkeit mit moderaten Nebenwirkungen und sollen insbesondere dann genutzt werden, wenn andere Behandlungen scheitern. Aber der Reihe nach.
Während leichte Neurodermitis-Beschwerden wirksam mithilfe topischer Medikamente behandelt werden können, ist bei moderaten bis schweren Verläufen eine andere Behandlung gefragt. So stoßen laut den Expert:innen beispielsweise häufig eingesetzte Immunsuppressiva wie Ciclosporin aufgrund ihrer eingeschränkten Einnahmezeit an ihre Grenzen. Stattdessen würden antikörperbasierte Therapien in Form von Biologika bei einem Großteil der Betroffenen gute Ergebnisse erzielen: ein verbessertes Hautbild, weniger Juckreiz und mehr Schlafvermögen. Für die Behandlung zugelassen sind bisher die Wirkstoffe Dupilumab, der als Fertigspritze oder in Form eines Fertig-Pens kommt, sowie Tralokinumab; weitere Wirkstoffe befinden sich in der klinischen Prüfung.
Eine weitere Option zur Neurodermitis-Therapie ist laut den Expert:innen der Einsatz von Januskinase (JAK)-Hemmern. „JAK-Hemmer sind kleine Moleküle, die sehr wirksam Entzündungsprozesse hemmen. Im Unterschied zu den Biologika sind sie nicht auf einzelne Botenstoffe zugeschnitten, sondern hemmen die Signalweiterleitung in der Zelle mit dem Effekt, dass die Entzündung abklingen kann.“ Damit ließe sich eine schnelle Wirksamkeit in Form von einer Linderung der Symptome erreichen. JAK-Hemmer werden außerdem bereits erfolgreich zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis eingesetzt. Gegen Neurodermitis findet bisher der Wirkstoff Baricitinib Anwendung, der in Tablettenform verabreicht wird.
Zu den Nebenwirkungen von Dupilumab zählen mögliche Entzündungen am Auge, bei Baricitinib können unter anderem Entzündungen der Atemwege oder Kopfschmerzen auftreten.
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