Lieferengpässe sind seit Jahren ein Problem. Die Zahl der Engpässe erreichte 2019 einen Negativrekord und hat sich im Vergleich zum Vorjahr erneut verdoppelt. Das wahre Ausmaß werde aus Sicht der ABDA sogar noch unterschätzt.
Im vergangenen Jahr waren 18 Millionen Arzneimittelpackungen von einem Lieferengpass betroffen. Zum Vergleich: 2018 waren es 9,3 Millionen Medikamente und 2017 nur 4,7 Millionen. Zwar sind in den Apotheken mehr Lieferausfälle zu beklagen, die Zahl der rezeptpflichtig abgegebenen Medikamente blieb in den vergangenen drei Jahren jedoch kontant bei etwa 650 Millionen Packungen.
Die Zahlen stammen aus einer Auswertung des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI). Als Basis dienen die Zahlen von Abrechnungen der Apotheken zulasten der Kassen. „Dabei werden nur Rabattarzneimittel berücksichtigt, weil dort das Rezept entsprechend gekennzeichnet ist, sodass das wahre Ausmaß von Lieferengpässen sogar noch unterschätzt wird“, teilt die ABDA mit.
Candesartan hat die Nase vorn
Das Ranking der 2019 nicht verfügbaren Arzneimittel führt Candesartan mit 1,8 Millionen Packungen an. Allopurinol und Valsartan kommen auf je 0,8 Millionen Packungen, Venlafaxin, das nicht als versorgungsrelevanter Wirkstoff eingestuft ist, kommt auf 0,7 Millionen Packungen ebenso wie das Schmerzmittel Diclofenac.
„Lieferengpässe bei Arzneimitteln sind leider schon seit Jahren ein großes Problem für die Versorgung von Millionen Patienten“, sagt ABDA-Präsident Friedemann Schmidt.
PTA und Apotheker sind Krisenmanager
„Mit dem neuen, traurigen Rekordniveau an Lieferengpässen zeigt sich immer mehr, dass Apotheker als Krisenmanager agieren müssen, wenn sie ihre Patienten wenigstens mit Alternativpräparaten versorgen wollen“, so Friedemann Schmidt.
Die Coronakrise erschwere die Situation zusätzlich, weil Desinfektionsmittel nun auch noch selbst hergestellt werden müssten, was ein zusätzlicher Belastungsfaktor sei. „Bei diesem enormen Mehraufwand, der in den Apotheken viel Zeit kostet und Personal bindet, muss nun endlich auch über eine Vergütung gesprochen werden. Die Krankenkassen können nicht länger ignorieren, was die Apotheken zusätzlich für ihre Versicherten leisten.“ Gerade während der Coronakrise zeige sich, dass die Apotheken vor Ort ihre hohe Verantwortung für die Versorgung der Menschen wahrnehmen, indem sie schnell, persönlich und kompetent beraten, begleiten und handeln.
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