Über den Zusammenhang zwischen Epilepsie und Parkinson wird immer wieder diskutiert. Doch damit nicht genug. Denn es stellt sich auch die Frage, wie sich Antiepileptika auf das Parkinson-Risiko auswirken. Die Antwort kommt von Forschenden aus London – zumindest für einige Wirkstoffe.
Antiepileptika – auch Antikonvulsiva – sollen bei Patient:innen mit epileptischen sowie weiteren Anfallserkrankungen Linderung verschaffen. Grundlage dafür ist eine Hemmung der neuronalen Erregbarkeit beziehungsweise der Erregungsweiterleitung im Zentralnervensystem. Je nachdem, welcher Wirkstoff zum Einsatz kommt, liegt ein unterschiedlicher Wirkmechanismus zugrunde. Dazu gehören die Blockade von Natrium- sowie spannungsabhängigen Calcium-Kanälen.
Welches Antiepileptikum angewendet wird, richtet sich nach der Diagnose beziehungsweise den individuellen Symptomen. Doch wie wirken sich Antiepileptika auf das Parkinson-Risiko aus? Das wollten Wissenschaftler:innen der Queen Mary University of London und des Royal London Hospitals herausfinden.
Parkinson-Risiko unter Antiepileptika im Schnitt 1,8-mal höher
Dafür haben sie eine Fall-Kontroll-Studie an 1.433 Personen mit und 8.598 Menschen ohne einen diagnostischen Code für die Parkinson-Krankheit durchgeführt. Dabei zeigte sich ein Zusammenhang zwischen bestimmten Wirkstoffen und Parkinson. Konkret war die Gefahr, an Parkinson zu erkranken, bei Patient:innen, denen ein Antiepileptikum ärztlich verschrieben wurde, im Schnitt 1,8-mal höher als bei gesunden Personen ohne entsprechende Therapie.
Untersucht wurden die Wirkstoffe Carbamazepin, Lamotrigin, Levetiracetam und Natriumvalproat. Bei letzterem war das Risiko dabei am stärksten erhöht, und zwar 3,82-mal höher als ohne Einnahme. Bei Lamotrigin und Levetiracetam waren es dagegen rund dreimal, wohingegen sich die Gefahr durch eine Therapie mit Carbamazepin nur leicht erhöhte. Wurden mehrere Antiepileptika eingenommen, steigerte sich das Parkinson-Risiko weiter.
Übrigens: Carbamazepin kann in Kombination mit der Pille für einen Wirkverlust sorgen. Denn der Wirkstoff erhöht den Abbau der Pille.
Wurde mit den jeweiligen Wirkstoffen tatsächlich eine Epilepsie und keine andere Anfallserkrankung behandelt, fiel die Gefahr für eine Parkinson-Diagnose deutlich geringer aus – mit einer Ausnahme: Patient:innen unter Natriumvalproat zeigten dennoch ein 2,28-fach erhöhtes Risiko.
Damit deuten die Studienergebnisse zwar auf ein erhöhtes Parkinson-Risiko durch Antiepileptika hin, dies gelte jedoch nur für die vier untersuchten. Rückschlüsse auf andere Wirkstoffe lassen sich den Autor:innen zufolge nicht ziehen.
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