„Zwei- bis dreimal täglich und nicht länger als sieben Tage“, hören sich PTA in der Schnupfenzeit beinahe wie ein Mantra aufsagen. Aber mit der Anwendungsbeschränkung allein ist es nicht getan. Wie gut oder schlecht ein Präparat wirkt, hängt vor allem von der richtigen Anwendung ab.
Pumpen, pumpen, Nase putzen
Vor der ersten Anwendung sollte das Nasenspray „eingesprüht“ werden. Dazu wird die Flasche senkrecht gehalten und der Pumpmechanismus mehrmals aktiviert. Solange bis ein gleichmäßiger Sprühnebel entsteht und gewährleistet ist, dass die Dosis des Arzneistoffes konstant ist. Die Prozedur muss nicht noch einmal wiederholt werden, nach der Aktivierung ist das Spray voll funktionsfähig.
Bevor das Präparat in die Nase gesprüht wird, empfiehlt es sich die Nase zu putzen. Schnäuzen genügt, um die Nasenlöcher zu reinigen.
Koordination ist gefragt
Während der Sprühnebel ausgelöst wird, sollte gleichzeitig durch die Nase eingeatmet werden. So kann sich das Spray besser auf der Nasenschleimhaut verteilen. Ausgeatmet wird über den Mund. Pro Nasenloch wird in der Regel nur einmal gesprüht.
Schöne Schuhe …
Bei Sprühen ist es empfehlenswert, den Kopf leicht nach unten neigen und sich auf die Füße zu gucken. Der Blick nach unten bringt zwei Vorteile mit sich. Zum einen wird verhindert, dass die Flüssigkeit den Rachen herunterläuft. Zum anderen wird ein besserer Sprühwinkel erreicht. Sollte dennoch Produkt in den Rachen laufen, sollte es ausgespuckt und nicht geschluckt werden. Nach dem Sprühen kann der Kopf kurz in den Nacken gelegt werden.
Konservierung? Nein danke.
Nicht nur einige Wirkstoffe, sondern auch Hilfsstoffe wie Konservierungsmittel können die Nase schädigen. Häufig verwendet wird Benzalkoniumchlorid. Die Substanz besitzt antibakterielle und antivirale Eigenschaften und kann die Haltbarkeit verlängern. Die Kehrseite der Medaille: Der Stoff wird mit allergischen Reaktionen in Verbindung gebracht, denn Benzalkoniumchlorid soll die Sensibilität der Zellen gegenüber Histamin vermindern. Außerdem kann das Konservierungsmittel die Flimmerhärchen lahmlegen. Die Zilien liegen wie ein Teppich auf der Nasenschleimhaut und befördern mit einer wellenartigen Bewegung – wie eine Laola-Welle – Sekret und darin eingebettete pathogene Keime in Richtung Rachen. Die Flimmerhärchen sind maßgeblich an der Selbstreinigung beteiligt. Kommt das Schlagen der Zilien zum Stillstand, haben Keime leichtes Spiel und die Nasenschleimhaut trocknet aus.
Nicht loslassen
Für Quetschflaschen gibt es einen gesonderten Hinweis. Das knautschbare Fläschchen wird kurz und kräftig zusammengedrückt. So wird ein feines Aerosol erzeugt. Das Fläschchen sollte auch gequetscht aus der Nase gezogen werden, um den Einzug von Nasensekret in das Arzneimittel zu verhindern. Sonst wäre die Lösung kontaminiert. Wichtig ist auch, die Quetschflasche nicht kopfüber zu verwenden, da die Lösung sonst als Strahl und nicht als Aerosol aus der Flasche kommt
Shake it baby!
Je nach Produkt muss vor der Anwendung geschüttelt werden. Liegt das Spray als Suspension vor, wie es beispielsweise bei kortisonhaltigen Präparaten der Fall ist, ist das Schütteln unerlässlich, um den Wirkstoff gleichmäßig in der Flüssigkeit zu verteilen. Erst im Anschluss sollte der Applikator etwa einen Zentimeter tief in die Nase eingeführt werden. So wird verhindert, dass der Haarkranz seine Filterfunktion voll erfüllt und am Naseneingang die Lösung abfängt.
Mit rechts nach links
Einige Arzneistoffe können die Nasenscheidewand schädigen. Vor allem kortisonhaltige Nasensprays wie sie zur Behandlung der allergischen Rhinosinusitis angewendet werden, können Septumperforationen verursachen. Wer mit der rechten Hand in das linke Nasenloch und somit von der Nasenscheidewand wegsprüht, erzielt einen besseren Sprühwinkel und beugt Schädigungen vor, weil das Septum nicht mit dem Arzneimittel benetzt wird.
Ein Spray pro Person
Jede Person sollte ein eigenes Nasenspray haben. Sonst besteht die Gefahr, dass Keime von einer Person auf die andere übertragen werden. Nach der Anwendung sollte der Applikator mit einem Taschentuch gereinigt werden.
Achtung, Rebound!
Bei abschwellenden Wirkstoffen wie Xylomethazolin und Oxymethazolin ist nach sieben Tagen Schluss. Die Sympathomimetika wirken gefäßverengend und lassen die Nasenschleimhäute durch Einfluss auf die Alpha-Adrenozeptoren abschwellen – die Nase ist frei, Durchatmen kein Problem. Wer den vorgegebenen Behandlungszeitraum überschreitet, kann in eine Abhängigkeit rutschen.
Der Grund: Bereits nach nur zehn Tagen kontinuierlichen Gebrauchs kann die Nasenschleimhaut dauerhaft anschwellen und die Atmung erschweren. Ursache kann der Rebound-Effekt durch die Stimulation der Beta-Rezeptoren sein, die einen gefäßerweiternden Effekt hervorrufen. Der gefäßverengende Effekt überwiegt, die Wirkung auf die Beta-Rezeptoren dauert jedoch länger an. Diskutiert wird ebenfalls eine Gewöhnung durch Überstimulation der Alpha-Rezeptoren. Die Betroffenen sprühen dennoch weiter, ein Teufelskreis. Die Nasenschleimhäute trocknen mehr und mehr aus und werden rissig. Ärzte sprechen von einer Rhinitis medicamentosa.
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