Heute feiert der PTA-Beruf seinen 52. Geburtstag. Karin Mikolajczak ist PTA der ersten Stunde und gehört zur zweiten Charge des Berliner Lette Vereins. Ans Aufhören denkt die 78-Jährige noch lange nicht und rockt jeden Tag die Apotheke. Auch das Coronavirus kann ihr die gute Laune nicht verderben, denn mit chaotischen Zeiten kennt sie sich aus.
„Schluss ist erst, wenn der Vorhang fällt – wie in der Oper.“ 25 Stunden pro Woche ist Karin in ihrem zweiten Wohnzimmer – der Apotheke – anzutreffen. „Ich brauche jeden Tag eine neue Herausforderung, sonst bekomme ich Demenz.“
Alles begann in Essen. Hier ist Karin nicht nur geboren, sondern hat auch die Apotheke lieben gelernt. Eigentlich wollte die PTA Bibliothekarin werden, aber weil die Stellen fehlten, kam sie „wie die Jungfrau zum Kind“ zur Lehre als Apothekenhelferin. Die ersten sechs Wochen stand zwar nur Staubwischen auf dem Zettel, aber auch das nahm Karin mit Humor. „So wusste ich wenigstens, wo alles steht.“
1972 gehörte Karin zur zweiten Charge am Lette Verein in Berlin. Etwa 25 Schülerinnen und ein Schüler, alle waren gestandene Persönlichkeiten mit viel Lebenserfahrung, wollten PTA werden. „Wir waren fast alle Helferinnen, hatten Kinder und waren verheiratet oder schon geschieden.“ Gestern wie heute musste zwei Jahre lang die Schulbank gedrückt werden. Geld gab es nicht, aber immerhin musste auch keines für die Ausbildung gezahlt werden. Karin musste nicht nur Ausbildung, Arbeit und Familie – einen Mann, einen zehnjährigen Sohn und eine kleine Anstellung – unter einen Hut bringen.
Trotz der Lehre zur Apothekenhelferin musste sich Karin auf den Hosenboden setzen und lernen. An die Schulzeit erinnert sich die PTA, die einmal den Chemieunterricht „gesprengt“ hat, gerne zurück. „Ich stand mit dem Rücken zu allen Schaltern im Labor und habe beim Anlehnen die Sprinkleranlage ausgelöst, als der Lehrer gerade die Analyse verteilen wollte. Das ganze Labor stand unter Wasser. Den pitschnassen Lehrer habe ich dann mit dem Auto nach Hause gefahren. Das werde ich nie vergessen.“
Die Apotheke kennt die PTA wie ihre Westentasche und liebt ihren Beruf. Karin hat viel erlebt, gesehen, gelernt und gearbeitet. Ans Aufhören denkt sie aber noch lange nicht. „Die Apotheke verlasse ich erst in der braunen Kiste. Ich habe keine Sekunde aufgehört zu arbeiten, ein Leben ohne Arbeit kann ich mir nicht vorstellen. Ich bin ein Kriegskind und habe immer gearbeitet.“
Mit großer Freude und stets gut gelaunt steht Karin auch mit 78 Jahren den Kunden mit Rat und Tat zur Seite und mischt den Handverkauf auf. Ein Gespräch mit ihr ist eine Reise durch die Geschichte – auch durch die der Apotheke.
Karin hat auch ein Leben neben der Arbeit, nur für die Apotheke lebe sie dann doch nicht. Sie liebt es, zu reisen – allein oder mit ihrer Enkeltochter. Sie liebt die Musik und ihre Wohnung. All das ist ihr Ausgleich.
PTA sind einfach super. Hier sind nur einige Gründe ?.
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